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Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer

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ernamen:
Kronen Zeitung 22.November 2009
Sonntag Johannes Evangelium
Pilatus: So bist du dennoch König

Ernamen, was hat das mit unserem Thema zu tun?

Aisha _Admin

tricky:
Schalom Aisha!

Endlich wieder ein bisschen Zeit zum Posten.


--- Zitat von: Aisha ---gut betrachten wir das Thema wie Tricky vorschlägt
oberflächlicher  ;)
--- Ende Zitat ---

Ich bin draufgekommen, dass das manchmal ganz gut tut. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Oberfläche das ist, was man sieht. Sie zeigt das, wie es im Endeffekt dann äußerlich aufscheint.


Ich darf freudig anmerken, dass du mit deinem Thema "Zeit" genau dort bist, wo ich im zweiten Schritt des Themas hin wollte. Was hat uns das gesellschaftliche Christentum (eben der Fakt, dass wir in Österreich mehrheitlich christlich...also katholisch sind) "eingebrockt", was hat es uns aber vielleicht auch gebracht, wo wir (wenn wir dazu im Vergleich andere Gesellschaften anschauen) hingekommen sind.



--- Zitat von: Aisha ---Wenn auch in einem anderen Kontext, erwähnst du den Begriff "Zeit". Ich bin der Überzeugung gerade der Zeitbegriff hat unsere Kultur christlich geprägt wie keine andere.
In allen anderen Kulturen (orientalisch (Jüdisch und Islamisch) , asiatisch usw.)
haben die Menschen ein zyklisches Zeitverständis. Da sich alles so schön dreht, wie ein Rad und in Zyklen wiederkehrt, hat man es überhaupt nicht eilig und findet viel Zeit zu ruhen.
--- Ende Zitat ---

Sehr interessante Beobachtung. Mir ist das noch nicht aufgefallen, dass andere Kulturen das eben zyklisch sehen. Die Einteilung der Wochentage und der Stunden ist ja gleich, überall, oder? Klar, sonst würden wir uns ja nicht zeitlich verständigen können.
Betrachten wir vielleicht als Beispiel eine Kultur, die weder jüdisch noch christlich geprägt ist. Ist nicht Zeit in China genauso Geld? Und die haben 7 Tage 24 Stunden ihre Geschäfte offen.



--- Zitat von: Aisha ---Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).
--- Ende Zitat ---

Das würde aber dann doch dem Verständnis des christlichen Sonntags widersprechen, oder? Ok, sie haben den Sabbat auf den Sonntag verlegt. Aber Arbeiten war da doch strikt verboten, oder? Was sollte man machen, wenn man nicht arbeitet, doch ruhen, oder?



--- Zitat von: Aisha ---Man stelle sich das vor!!!
Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!
--- Ende Zitat ---

Das ist echt eine super Beobachtung. Ich habe darüber nie nachgedacht, aber du hast vollkommen Recht! Die Frage ist natürlich, ob man zur Zeit Davids überhaupt schon so Uhren baute. Weiß ich nicht, ich denke, dass man sich damals allgemein an der Sonne orientierte, es hätte also maximal eine Sonnenuhr sein können. Waren die ersten Uhren auf den Kirchtürmen auch Sonnenuhren? Ist es nur ein westliches Europa/USA Phänomen, dass das Christentum so auf die Zeit schaut, oder ist es ein global christliches?


Mehr solche Beispiele!



viele Grüße

Tricky

Aisha:
Schalom Tricky,




--- Zitat ---Sehr interessante Beobachtung. Mir ist das noch nicht aufgefallen, dass andere Kulturen das eben zyklisch sehen. Die Einteilung der Wochentage und der Stunden ist ja gleich, überall, oder? Klar, sonst würden wir uns ja nicht zeitlich verständigen können.
--- Ende Zitat ---

Tricky, das ist Sozialforschung. Es gibt darüber viel Literatur, viele Erfahrungsberichte. Es hat weniger mit der Einteilung von Stunden usw. zu tun, sondern mit dem subjektiven Empfinden der Menschen. Wie empfinden Menschen verschiedener Kulturen Zeit?
Darum geht es. Dass die Sonne für alle Menschen morgens auf und abends untergeht , ist überall gleich. Das Empfinden jedoch ganz und gar nicht. Es gibt sogar ein englischsprachiges Buch darüber, wo Fallbeispiele rund um den Globus beschrieben werden. Es ist sehr interessant und auch sehr amüsant zu lesen. Ich hoffe, dass ich noch einige Beispiele zur Veranschaulichung auftreiben kann.



--- Zitat ---Betrachten wir vielleicht als Beispiel eine Kultur, die weder jüdisch noch christlich geprägt ist. Ist nicht Zeit in China genauso Geld? Und die haben 7 Tage 24 Stunden ihre Geschäfte offen.

--- Ende Zitat ---

Unser Thema hier ist: Was hat die christliche Kultur gebracht?
Darunter verstehe ich, etwas Neues und nicht etwas Übernommenes. Der Kapitalismus in China ist importiert und nicht Kultur des chinesischen Volkes. Gerade was das Zeitverständnis betrifft.  Dieses Zeitverständnis hat seine Wurzel in der christlichen Kultur des 13. Jh. , der Kapitalismus ist ein Kind der christlichen Reformation (ab 16 jh.).
Trotz allem funktionieren Geschäftsbeziehungen in China heute ganz anders als in Europa oder den USA.


--- Zitat ---Zitat von: Aisha

    Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).
--- Ende Zitat ---



--- Zitat von: Tricky ---Das würde aber dann doch dem Verständnis des christlichen Sonntags widersprechen, oder? Ok, sie haben den Sabbat auf den Sonntag verlegt. Aber Arbeiten war da doch strikt verboten, oder? Was sollte man machen, wenn man nicht arbeitet, doch ruhen, oder?
--- Ende Zitat ---

Ich sprach vom 13.Jh. Davor war es im Christentum noch nicht so.


--- Zitat ---Zitat von: Aisha

    Man stelle sich das vor!!!
    Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
    Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
    G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!

--- Ende Zitat ---


--- Zitat von: Tricky ---Das ist echt eine super Beobachtung. Ich habe darüber nie nachgedacht, aber du hast vollkommen Recht! Die Frage ist natürlich, ob man zur Zeit Davids überhaupt schon so Uhren baute. Weiß ich nicht, ich denke, dass man sich damals allgemein an der Sonne orientierte, es hätte also maximal eine Sonnenuhr sein können. Waren die ersten Uhren auf den Kirchtürmen auch Sonnenuhren? Ist es nur ein westliches Europa/USA Phänomen, dass das Christentum so auf die Zeit schaut, oder ist es ein global christliches?
--- Ende Zitat ---

Nein, das hat mit Technik nichts zu tun, sondern von der Vorstellung , was Religion ist, wie G'tt ist.

Es ist zweifelslos (Sozialforschung) eine christliche kulturelle "Errungenschaft". Trotzdem hat es noch nicht global Fuß gefasst. In Afrika oder Südamerika ist unter Christen das Zeitverständnis noch immer anders als in Europa oder den USA.

schalom

Aisha 

Aisha:
Schalom,

was hat uns die christliche Kultur noch gebracht?

Da fällt mir die Verherrlichung der Arbeit ein.

Im biblischen Kulturkreis war Arbeit nichts Positives.
Im Gegenteil. Schon Adam wurde damit bestraft mit Mühe den Ackerboden bearbeiten zu müssen usw.
Gesegnete Menschen in der Bibel mühten sich nicht ab, sondern ihre weltliche Arbeit wurde gesegnet. wie Salomon sagte: Der Segen von JHWH alleine macht reich und nichts tut eigene Mühe dazu.

Schwere körperliche Arbeit galt als Fluch G'ttes.

Erst mit der christlichen Reformation wurde die Arbeit an eine neue Stelle gerückt und zwar die Lohnarbeit.  Umso mehr man sich abrackerte, desto mehr wert war man. Arbeitsleistung stand über anderen Werten. (siehe protestantische Ethik von Max Weber). Dies führte nach und nach dazu, dass die häusliche Arbeit der Frauen als Mütter immer geringer geschätzt wurde. Es hatte einfach keinen Wert mehr.

Die Nationalsozialisten brachten es so weit über dem KZ Auschwitz die Schrift anzubringen: Arbeit macht frei.

Aisha

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