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Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
Deria:
Hallo Tricky
--- Zitat von: tricky am So., 22. November 2009, 13:05 ---Ich frage mich nur, was wäre hier bei uns, wenn das anders geprägt wäre. Was weiß ich, wenn die Türken bei der Türkenbelagerung (unter anderem bei Wien) Erfolg gehabt hätten und wir seit 1683 nicht mehr die christliche, sondern eine islamische Leitkultur hätten. Ginge es uns besser? schlechter? oder ist das überhaupt nicht festzumachen?
--- Ende Zitat ---
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du das meinst. So wie ich es verstehe muss ich sagen: Wenn ich das Weltgeschehen so beobachte, ginge es mir als Frau in der islamischen Leitkultur schlechter. Wie gesagt, wenn ich das Weltgeschehen beobachte und sehe, wie der Islam gelebt wird.
--- Zitat ---Ist also der christliche Kulturkapitalismus in dem wir uns (ohne unsere Einflußnahme) befinden etwas, das unsere Gesellschaft und Kultur eher fördert als etwas anderes?
--- Ende Zitat ---
Auch hier weiß ich nicht, was genau du meinst.
Liebe Grüße
Deria
Aisha:
Schalom Tricky,
--- Zitat von: Tricky ---Weil wir im christlichen europäischen Abendland wohnen, haben wir diese und jene kulturellen Errungenschaften.
--- Ende Zitat ---
Was bezeichnest du als "christlich europäisches Abendland".
Früher war es noch einfacher, da war Europa im Westen, wo bekanntlich die Sonne untergeht. Daher ABENDland. An der Westküste Spaniens war Schluss, Ende der Welt.
Seit 1492 müssen wir uns fragen: ist nicht Amerika das ABENDland?
Bei der Bezeichnung "christlich" wird es schon sehr sehr heikel. Meinst du unsere Gesellschaft hier basiert wirklich auf der Lehre eines Jesus?
Was könnte man in unserer Gesellschaft als kulturelle Errungenschaft bezeichen, die eindeutig von der Lehre Jesu kommt?
--- Zitat ---Dass wir als Europäer durch die christlich geprägte Kultur und das Diktat des Kreuzes im Mittelalter auch enormen Schaden bei uns (und anderen) angerichtet haben, steht sowieso in jedem Geschichtsbuch. Einem aufmerksamen Betrachter der Zeitgeschichte wird das nicht entgehen.
--- Ende Zitat ---
Ist Verfolgung Andersdenkender, Andersgläubiger, Andershautfärbiger christliches Gedankengut?
--- Zitat ---Ich frage mich nur, was wäre hier bei uns, wenn das anders geprägt wäre. Was weiß ich, wenn die Türken bei der Türkenbelagerung (unter anderem bei Wien) Erfolg gehabt hätten und wir seit 1683 nicht mehr die christliche, sondern eine islamische Leitkultur hätten. Ginge es uns besser? schlechter? oder ist das überhaupt nicht festzumachen?
--- Ende Zitat ---
Die Türken hatten mit ihrem Kulturtransfer mehr Erfolg als mit ihrem imperialistischen, besonders in Wien :D
Was wäre Wien ohne Kipferl (Halbmond) und Kaffeehäuser?
Der Papst versuchte zwar den Kaffee als "Teufelsgetränk der Muselmannen" zu verbieten, aber ohne Erfolg.
Wer sich mit der islamischen Welt beschäftigt hat, weiß: Es gibt keine islamische Leitkultur. Da sind die Unterschiede zu groß.
Der einzige Punkt, den man festmachen kann: Man würde in Österreich sicher weniger saufen.
--- Zitat ---Ist also der christliche Kulturkapitalismus in dem wir uns (ohne unsere Einflußnahme) befinden etwas, das unsere Gesellschaft und Kultur eher fördert als etwas anderes?
--- Ende Zitat ---
Dazu müsste man meine Eingangsfrage beantworten.
Was ist christlich?
--- Zitat ---Ich möchte das ganz offen diskutieren, weil ich mir diese Gedanken mache. Bin für jede Wortmeldung dankbar.
--- Ende Zitat ---
schalom
Aisha
tricky:
Hallo Deria!
--- Zitat von: Deria ---Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du das meinst. So wie ich es verstehe muss ich sagen: Wenn ich das Weltgeschehen so beobachte, ginge es mir als Frau in der islamischen Leitkultur schlechter. Wie gesagt, wenn ich das Weltgeschehen beobachte und sehe, wie der Islam gelebt wird.
--- Ende Zitat ---
Als Frau hätte man sicher eine andere Stellung in der Gesellschaft. Nicht, dass es den Frauen und ihren Rechten im christlichen Europa bis zum 20. Jahrhundert wirklich gut gegangen wäre, so ist es ja nun auch nicht, aber ich denke, dass die Rolle der Frau in der moslemischen Gesellschaft eine andere ist. Ausprägungen in extremer Richtung (Iran, Afghanistan, Saudi Arabien) gibt es ebenso wie in gemäßigter Richtung (Marokko, Bahrain, Irak, Malaysien).
--- Zitat von: Deria ---Auch hier weiß ich nicht, was genau du meinst.
--- Ende Zitat ---
Ich frage mich einfach "Was wäre wenn" wir eben nicht in einem mehrheitlich christlichen, sondern einem mehrheitlich hinduistischem oder buddhistischem oder was auch immer -schem wären.
Hat es die christliche Prägung (über Jahrhunderte, ob zwangsweise oder nicht möchte ich hier ausklammern) in diesem Teil der Welt schlußendlich bis heute zu einem Fortschritt gebracht oder nicht? Möglicherweise ist das Zeitspektrum, das wir mit unserem Leben abdecken aber auch zu kurz um das bewerten zu können.
viele Grüße
Tricky
tricky:
Schalom Aisha!
--- Zitat von: Aisha ---Was bezeichnest du als "christlich europäisches Abendland". Früher war es noch einfacher, da war Europa im Westen, wo bekanntlich die Sonne untergeht. Daher ABENDland. An der Westküste Spaniens war Schluss, Ende der Welt.
Seit 1492 müssen wir uns fragen: ist nicht Amerika das ABENDland?
--- Ende Zitat ---
Das war für mich geographisch gar nicht so fest bestimmt. Besser wäre es zu sagen, im Land bzw. in Ländern, wo die überwiegende Mehrheit der Menschen einer christlichen Religion angehören. Ob jetzt diese Religion auch gelebt wird oder nicht, ist eine zweite Sache, das religiöse Bedürfnis des Menschen wird hierzulande und auch in unseren Nachbarländern mehrheitlich von christlichen Religionen befriedigt.
--- Zitat von: Aisha ---Bei der Bezeichnung "christlich" wird es schon sehr sehr heikel. Meinst du unsere Gesellschaft hier basiert wirklich auf der Lehre eines Jesus?
--- Ende Zitat ---
überhaupt nicht. Wer kümmert sich schon ersthaft um die Lehre eines Jesus. Bestimmte Gebote haben wir aus der Bibel in unser Rechtssystem übernommen. Doch doch, die Ehe, Verbot von Diebstahl, Mord = verboten. Diese Dinge sind doch aus dem christlichen+natürlich auch jüdischen Wertesystem entnommen, oder?
Es geht mir aber eher darum: Trotzdem viele unserer Handlungsweisen und Gewohnheiten als Gesellschaft dem christlichen Wertesystem diametral widersprechen, hatte diese christliche Religion nicht dennoch einen Einfluss darauf, wie unsere Gesellschaft heute aussieht? Ich meine jetzt vorrangig die positiven Dinge:
Freiheit der Meinungsäußerung
Religionsfreiheit
sozialer Friede (im Großen und Ganzen, nicht im Detail!)
solidarisches Gesundheitswesen
...
hätten wir das auch ohne christliche Prägung der Gesellschaft? Hätten wir es vielleicht schon viel länger, wenn das Christentum das nicht abgeblockt hätte? Alles das im Vergleich zu anderen Kulturen und Gesellschaften, die es auch schon lange gibt und die halt ihre Religion als Hintergrunderleuchtung hatten.
--- Zitat von: Aisha ---Was könnte man in unserer Gesellschaft als kulturelle Errungenschaft bezeichen, die eindeutig von der Lehre Jesu kommt?
--- Ende Zitat ---
Darauf wollte ich gar nicht genau eingehen. Eigentlich war ich viel oberflächlicher unterwegs ;-). Die Staatsgründer und auch einige Vordenker waren doch christliche Leute. Viele Menschen, die in Österreich beispielsweise viel Gutes eingeführt haben, bezeichneten sich als Christen. Wenn wir also unsere Gegend hier mit anderen Gegenden vergleichen, sind wir weit gekommen, oder sind wir eher unter den Erwartungen?
--- Zitat von: Aisha ---Ist Verfolgung Andersdenkender, Andersgläubiger, Andershautfärbiger christliches Gedankengut?
--- Ende Zitat ---
Aus meiner Sicht nicht. Aus geschichtlicher Sicht war das Christentum oder das Christensein für viele kein Widerspruch zu ihrer Verfolgungstätigkeit. Mir ist das ein Rätsel, wie man das zusammenbringt, es war aber trotzdem so.
--- Zitat von: Aisha ---Die Türken hatten mit ihrem Kulturtransfer mehr Erfolg als mit ihrem imperialistischen, besonders in Wien :D
Was wäre Wien ohne Kipferl (Halbmond) und Kaffeehäuser?
Der Papst versuchte zwar den Kaffee als "Teufelsgetränk der Muselmannen" zu verbieten, aber ohne Erfolg.
--- Ende Zitat ---
Das sind wieder eher Details. Kaffee und Kipferl :-) , das liegt wohl eher an der österreichischen Mentalität, dass man sich das Beste schon rausnimmt.
--- Zitat von: Aisha ---Was ist christlich?
--- Ende Zitat ---
Die Frage ist möglicherweise schwerer zu beantworten als die Frage von Pilatus "Was ist Wahrheit".
viele Grüße
Tricky
Aisha:
Schalom Freily, Deria und Tricky,
gut betrachten wir das Thema wie Tricky vorschlägt
oberflächlicher ;)
Es geht nicht um die Lehre Jesu , sondern um die Kultur, die sich rund um diejenigen, die sich "Christen" nannten und nennen gebildet hat.
Dazu fällt mir etwas ein:
--- Zitat von: tricky ---ch frage mich einfach "Was wäre wenn" wir eben nicht in einem mehrheitlich christlichen, sondern einem mehrheitlich hinduistischem oder buddhistischem oder was auch immer -schem wären.
Hat es die christliche Prägung (über Jahrhunderte, ob zwangsweise oder nicht möchte ich hier ausklammern) in diesem Teil der Welt schlußendlich bis heute zu einem Fortschritt gebracht oder nicht? Möglicherweise ist das Zeitspektrum, das wir mit unserem Leben abdecken aber auch zu kurz um das bewerten zu können.
--- Ende Zitat ---
Wenn auch in einem anderen Kontext, erwähnst du den Begriff "Zeit". Ich bin der Überzeugung gerade der Zeitbegriff hat unsere Kultur christlich geprägt wie keine andere.
In allen anderen Kulturen (orientalisch (Jüdisch und Islamisch) , asiatisch usw.)
haben die Menschen ein zyklisches Zeitverständis. Da sich alles so schön dreht, wie ein Rad und in Zyklen wiederkehrt, hat man es überhaupt nicht eilig und findet viel Zeit zu ruhen.
Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).
Während alle anderen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Islam, Judentum ....) die Religion als Gegensatz zu dieser Welt (Materialismus, Egoismus, Tod (=Zeit ist aus)) sieht und den Menschen Trost spendet und von der EWIGKEIT spricht, kam die christliche Kultur auf eine ganz widersinnige Idee: Im 13. Jahrhundert beschloss man auf allen religiösen christlichen Gebäuden eine UHR anzubringen. .
Man stelle sich das vor!!!
Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!
Denken wir darüber nach! Die ganze Symbolik des Tempels wäre zerstört gewesen.
Aber die katholische Kirche kam im 13. Jh. auf diese Idee, weshalb auch immer und dies hat unsere Kultur beeinflusst, wie , so meine ich, nichts sonst.
Seitdem bimmeln die Kirchenglocken, im Mittelalter lief sogar ein Mann in Schwarz des Nachts herum, um die Leute JA sogar im Schlaft daran zu erinnern: Es hat ...geschlagen ;D
Seitdem hat uns die Zeit im Griff!
"Keine Zeit verschwenden"
"Terminplaner"
"Zeit ist Geld"
"Rationalisierung"
"Keine Zeit für Familie"
usw.
es nimmt uns gefangen wie nichts sonst.
schalom
Aisha
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