Autor Thema: Über das Vertreten der persönlichen Meinung  (Gelesen 5101 mal)

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Über das Vertreten der persönlichen Meinung
« am: Mo., 16. Mai 2011, 10:00 »
Schalom,

nur wenige erkennen wirklich den wahren Grund unserer Existenz, denn der Springer des Lebens, die kognitive Dissonanz läßt sich nicht so leicht abschütteln, wie man oft glauben möchte.
So ist es nicht verwunderlich, daß auch andere etwas finden, was dem Religiösen eine andere Tendenz verleiht!

Hier mal eine andere Meinung zu den Dingen des Lebens.

Zitat
Mit Recht wird innerhalb unserer Kultur viel Wert darauf gelegt, was man mutiges, kühnes Vertreten der »persönlichen Überzeugung« nennt. Wer für seine eigenen Gedanken und Ansichten eintritt, gilt als charaktervoll; wer dies nicht tut, als charakterlos.
Man kann einen Menschen nicht schätzen, der sich zum Sprachrohr eines anderen macht. Es wäre natürlich ein Unding, gegen solche Grundsätze etwas einzuwenden. Die großen Anforderungen, die unsere Zeit an die Persönlichkeit stellt, machen ein sicheres, festes Auftreten derselben zur unbedingten Notwendigkeit. Aber eine wahrhaft geistige Lebensauffassung muss solche Dinge von einem höheren Gesichtspunkte aus ansehen. Sie muss gerade gegenüber den höchsten Tugenden Selbstbesinnung und Selbsterkenntnis fordern. Sie muss sich darüber klar sein, dass wie der Nordpol nicht ohne den Südpol, so die höchsten Vorzüge nicht ohne die entsprechenden Schattenseiten sein können. Und die Schattenseite der »persönlichen Überzeugung« ist der Eigensinn, ist das Pochen auf die »eigenen Gedanken«. So schön es ist, seine Meinung rückhaltlos zu vertreten, so notwendig ist es von einem anderen Gesichtspunkte, die Meinung des Mitmenschen als völlig gleichberechtigt gelten zu lassen. Und wie wenig liegt das gerade im Charakter der Überzeugungstreuesten. Gerade sie zeigen oft eine Intoleranz des Fühlens und Denkens, die es ihnen unmöglich macht, auch nur auf andere Meinungen wahrhaft einzugehen. Gewiss: Sie werden Toleranz fast immer im Munde führen. Aber üben können sie sie kaum. Denn es kommt nicht darauf an, dass man einen Grundsatz anerkennt, sondern darauf, dass man ihn lebt. Man muss durch Übung sich in ihm einleiben. Innere Toleranz, Gedankentoleranz sollte man in strenger Selbstzucht sich einverleiben. Und wenn man es im kleinsten tut, so wird es zuletzt ein Grundzug unseres ganzen gegenwärtigen Lebens werden.
Auf zwei Dinge sei hier hingewiesen. Auf etwas ganz Alltägliches zuerst. Man belausche ein Gespräch. Wie oft wird man, vorschnell ausgesprochen, das Wörtchen »aber« hören. Man hat noch gar nicht auf sich wirken lassen, was der andere gesagt hat, man hat vielleicht sich gar nicht vollkommen zum Bewusstsein gebracht, was ihn leitet, und schon ist man bereit, die eigene Meinung mit dem »aber« entgegenzusetzen. Bewusst unterdrücken sollte man solche Angewöhnungen. Man sollte sich üben im stillen, ehrfürchtigen »Zuhören«. Ob man es zunächst glaubt oder nicht: Nur der kommt zu höherer geistiger Entwickelung, der solches »Zuhören« geübt, viel geübt hat. Und ein Zweites: In einer Versammlung macht jemand einen Vorschlag. Sogleich sind andere da mit Gegenvorschlägen. Sie glauben durchaus: Sie müssen ihre eigene Meinung zum Ausdrucke bringen.
Man sollte sich vielmehr zum Grundsatz machen: Niemals einen fremden Vorschlag etwas entgegensetzen, wenn man nicht vorher vollkommene Einsicht in die Motive des anderen Vorschlages gesucht hat. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass man doch egoistisch ist, wenn man eine Meinung deshalb liebt, weil man sie selbst hat. »Ich kann doch nur vertreten, was ich selbst glaube«, das kann man allerwärts hören. Und doch ist es nicht minder richtig, dass man sich selbstlos in die Meinung des anderen versetzen soll, dass man – bevor man sich ins Feld führt, zuerst prüfen soll, ob man denn wirklich Besseres zu vertreten hat, als der andere. Diejenigen, welche eine höhere geistige Entwickelung erlangt haben, sie haben sie durch ein Opfer in dieser Richtung erkauft. Sie haben sich auferlegt, ganz in den Meinungen ihrer Mitmenschen aufzugehen, bis in die innersten Fasern ihrer Seele sich selbst auszulöschen, um in den anderen unterzugehen. Ein wahrer Mystiker kann nur werden, wer gelernt hat, bis in die geheimsten Gedanken hinein selbstlos zu werden. Man muss Erfahrung in solchen Dingen haben, wenn man etwas behaupten will. Durch weniges entwickelt man sich auf den ersten Stufen der geistigen Leiter mehr, als dadurch, dass man sich eine Zeitlang Schweigen in seinem tiefsten Innern auferlegt. Viel gewinne ich dadurch, dass ich Monate, vielleicht Jahre hindurch mir einmal gesagt sein lasse: Jetzt will ich, ganz bescheiden, gar nichts selbst meinen, sondern selbstlos einmal fremde Meinungen in meinem Innern leben lassen. Ich will ganz untertauchen in fremden Empfindungen, Gefühlen, Gedanken. Dadurch erweitere ich selbstlos mein Selbst, während ich es selbstsüchtig verengere, wenn ich fort und fort nur meine eigenen Meinungen aus dem Wesen meiner Selbst als Wellen an die Oberfläche meines Lebens spielen lasse. – Solches sollte als »Kontrollgedanke« besonders bei denen Platz greifen, welche – mit Recht – im Sinne unserer Zeit, immer das Wort im Munde führen: »persönliche Überzeugung«.

Autor:Rudolf Steiner GA 34

Quelle
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Über das Vertreten der persönlichen Meinung
« Antwort #1 am: Do., 21. Juli 2011, 04:36 »
Schalom,

und damit man sich überhaupt eine Meinung bilden kann, ist eine Schulung die richtigere Methode zur Bildung, denn Wissen steht über den Glauben!
Zitat
Der Holocaust im Unterricht: Online-Kurs von Yad Vashem

Seit 2008 bietet Yad Vashem einen deutschsprachigen Onlinekurs für Pädagoginnen und Pädagogen an. Auch dieses Jahr gibt es einen neuen Onlinekurs. In acht Einheiten vom 28. August 2011 bis 9. Januar 2012 werden das pädagogische Konzept und Unterrichtsmaterialien für die Jahrgangstufen 4 bis 10 von Yad Vashem vorgestellt.
 
Eine kurze Beschreibung der Unterrichtsmaterialien finden Sie im Katalog unter: http://www1.yadvashem.org/yv/en/education/units/german.asp

Einen Teil dieser Materialien bekommen Sie nach der Anmeldung zum Kurs zugeschickt.

Zusätzlich bietet der Online-Kurs eine Fülle von ergänzenden Primär- und Sekundärquellen an. Tagebücher, Videos, Kunst, Literatur und Fotografien ermöglichen hierbei einen multiperspektivischen Zugang zum Thema und zeichnen ein facettenreiches Bild jüdischen Lebens vor, während und nach dem Holocaust.

Weitere Informationen zum Kurs sowie ein Anmeldeformular erhalten Sie an der International School for Holocaust Studies unter:

http://www1.yadvashem.org/yv/en/education/languages/german/courses/index.asp

und unter anna.stocker@yadvashem.org.il

Liebe Grüße
 
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« Antwort #2 am: Di., 20. September 2011, 08:32 »
Nephesh-Neschamah
als Muster aus einer Diskussion in Allmystery - Forum: Guter Gott - böser Gott.
Zitat von: freily
wir dürfen hier nicht den Fehler begehen und unser Zeitempfinden als Grundlage für Annahmen zu verwenden, denn wir wissen überhaupt nicht, wie lange der Adam schon lebte, bevor es zum Sündenfall kam.
Zitat von: snafu
Wir dürfen auch nicht den Fehler begehen anzunehmen, Adam hätte in einer 'Zeit' gelebt, oder Adam hätte überhaupt gelebt.
 Für mich ist Adam ist ein Symbol für DEN Menschen. Heisst ja Mensch. ;)

Die Tatsache, dass er die Tiere benennt, also quasi sich selbst als seine Tierseele definiert, lässt ihn in diesen "Schlaf" fallen, ins Unbewusste.

Er erkennt, dass unter den Tieren nicht sein wahres Selbst zu finden ist . In der bibel wird das genannt 'eine Gefährtin'.

Diese Tierseele ist es, die er selbst kreiert hat, in dem er den Tieren (in sich) Namen gab. Die Tierseele manifestiert sich als Eva. Das Leben. denn die Tiere sind es, die dem Menschen diese Basis geben, was er ist. Man sollte sich das mal überlegen. Ich meine nicht wegen ihres Fleisches als Nahrung, sondern wegen ihren Charakteren, und Instinkten und Eigenschaften.

Eva ist auch Adam - DER MENSCH. Adam und Eva sind die beiden Seiten im Menschen, das niedere Selbst und das höhere Selbst, um es mit Worten zu benennen die unpassend sind.

Qabalitisch würde ich es mit Nephesh und Neshamah ausdrücken. Alchemistisch mit Mond und Sonne.

So sehe ich in Eva, jene tierische Seele die dem Menschen die Lebensbasis gibt, aber ihren anderen höheren Zustand erst kennenlernen/erkennen muss.

So sagen die Apokryphen, dass die Weisheit (Binah/Saturn, Neshamah), sich in den Körper von Eva begab, und auch gleichzeitig die Schlange war, welche DEM MENSCHEN die "Frucht der Erkenntnis" ermöglicht.

Nämlich die Möglichkeit zu erkennen, die sich bietet, zu werden wie Gott.
Die Schlange steigt den qabalistischen Lebensbaum von unten nach oben, zu dem Feuer Gottes, die Inder bezeichenen es als Kundalini, welche das oberste Chakra erreicht, womit das Gleiche gemeint ist.
Zitat von: freily
Beim Wort Nephesh muß man aufpassen! Dr. Joel M. Hoffman stellt dazu fest, daß dieses Wort die materiellen Aspekte des Lebens beschreibt.
Zitat von: snafu
Das denke ich auch, denn daraus entstehen die materiellen Wünsche und Befriedigungen.
Eben der animalische Teil der Seele...
Zitat von: freily
Dadurch, daß der Mensch aus Fleisch und Blut besteht wie die Tiere, gehen die Kabbalisten davon aus, daß der Mensch zwei Seelen hat im Gegensatz zum Tier, nämlich eine geistige und eine tierische Seele. Und je nach Zustand hat die eine oder andere Seele die Priorität.
Die tierische Seele vertritt den Egoismus, die geistige Seele den Altruismus des Menschen.
Zitat von: snafu
So sehe ich das auch, wobei ich zur Geistige Seele nicht den Altruismus zuordnen würde, bzw diesen darin sehe.

Meine Vorstellung ist, dass die tierische Seele Nephesh ist, und die erleuchtete Seele Neshamah, welche durch Ruach erleuchtet wird, durch den Geist. Neshamah ist Binah und auch gleichzeitig die oberste triade.
Wobei es letztendes aber immer die gleiche Seele ist, bloss in verschiedenen "Zuständen". Und immer Ruach.
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

 

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