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Liberales Gebetbuch HEUTE
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ABA זאב ברנובסקי:
Versuche, einen Weg zu Gott zu finden
"Beten heißt Gott in die Welt zurückbringen, zumindest für einen Augenblick".
Abraham Joshua Hesch
Eindrücke über das neue Einheitsgebetbuch für liberale Juden und Jüdinnen
Vor 80 Jahren, 1929, erschien in Frankfurt am Main das Einheitsgebetbuch für die liberalen Gemeinden in Deutschland, herausgegeben von Caesar Seligmann, Ismar Elbogen und Hermann Vogelstein. Ihr Gebetbuch für das ganze Jahr, «Tefillot lekol Ha’Schana», atmet noch den Geist von Abraham Geiger, der 1849 als liberaler Gemeinderabbiner von Breslau eine Programmschrift «Grundzüge und Plan zu einem neuen Gebetbuche» ausgearbeitet hatte. Auch der neue Siddur, den die Rabbiner Andreas Nachama und Jonah Sievers jetzt im Gütersloher Verlagshaus herausbringen, folgt dem Vorbild der Neuen Synagoge Berlins und steht damit in der Tradition des liberalen deutschen Judentums der Vorkriegszeit. Und es ist damals wie heute die Sprache, die ein wesentliches Kriterium für ein Gebetbuch ist, das eine gemeinsame Plattform sein soll. Geiger schrieb dazu 1860: «Die sprachliche Einrichtung bietet offenbar den schwierigsten Punkt in der ganzen neuen Behandlungsweise des öffentlichen Gottesdienstes und wird wahrscheinlich am wenigsten geeignet sein, die volle Befriedigung der verschiedenen Richtungen zu erwirken. Hier ist aber besonders die Anforderung berechtigt, dass ein jeder etwas von seinen Gewohnheiten und Lieblingswünschen der Förderung des Ganzen zum Opfer bringe. Mögen die einen bedenken, dass es ihre Pflicht ist, dahin mitzuwirken, dass das Gotteshaus der Jugend nicht ganz verschlossen bleibe, und die anderen, dass sie das ältere Geschlecht nicht aus demselben vertreiben.»
Die wichtigste Scheidelinie zum traditionellen Judentum ist die Frage nach Gleichstellung von Mann und Frau. Natürlich ist der Text des neuen Gebetbuches egalitär eingerichtet, so dass also bei den Vorfahren nicht nur die Stammväter, sondern auch die Stammmütter gleichberechtigt aufgeführt werden. Aber auch an anderer Stelle, so die Herausgeber, bedürfen die traditionellen Texte der auffrischenden Hand: Kann man tatsächlich angesichts von allen Aufforderungen zu Umkehr für die Sündigen in der Wochentagsamida sagen: «Den Verleumdern sei keinerlei Hoffnung» oder wäre es nicht angemessen zu sagen «Der Verleumdung sei keinerlei Hoffnung»? «Die Frage stellen, heißt schon, sie zu bejahen», sagt Nachama. So wird es also eine Reihe von Textauffrischungen geben, die zuweilen in Kürzungen, zuweilen im Austausch von Worten oder ganzen Texten bestehen wird. Nachama: «Abraham Joshua Heschel, einer der großen jüdischen Denker des 20. Jahrhunderts, schreibt: ‚Der Siddur ist zu einer fremden Sprache geworden, und die Seele weiß nicht, wie sie sie aussprechen soll.’ Die Herausgeber von Siddurim in den letzten zwei Jahrhunderten haben daraus den Schluss gezogen, Übersetzungen in die jeweilige Landessprache aufzunehmen – die Reformbewegung, Gebete in der Landessprache auch in den Ablauf des Gottesdienstes aufzunehmen. Nicht alle, die ein hebräisches Gebetbuch nutzen und die Texte im Gottesdienst mitlesen können, sind in der Lage, aktiv Responsen, Bibeltexte und Gebetstexte mitsingen oder mitsprechen zu können. Für sie wurden alle Texte öffentlicher Gebete transliteriert, um die richtige Kawana, die Hingabe aller in der Kehilla Befindlichen zu ermöglichen.»
Die Transliteration setzte sich zum Ziel, der hebräischen Aussprache so nahe wie möglich zu kommen und dabei auf die deutsche Aussprache zu achten. Dazu Noga Hartmann, die diese aufwändige Arbeit übernahm: «Um die Transliteration praktisch und einfach zu halten, haben wir auf Vereinheitlichung geachtet, aber auf strikte akademische Regeln verzichtet.» «Wir wissen, welche Bedeutung es für Menschen hat, wenn sie das ‚Mi Chamocha’ nicht nur mitsummen, sondern mitsingen können», heißt es in der Einführung zum neuen Siddur. «Im 19. und 20. Jahrhundert hatte die Melodie des ‚Kiddusch’, des ‚El Male Rachamim’ oder des ‚Avinu Malkenu’ für viele eine größere Bedeutung als der Text, weil sie der hebräischen Sprache nicht mächtig waren oder sind. Wir haben also die Transliterationen neben die hebräischen Texte gestellt, um zusammen mit den Übersetzungen ein gemeinschaftsbildendes Mitbeten zu ermöglichen, und hoffen, damit zugleich dem Wunsch vieler zu entsprechen, die mit dem Siddur in der Gebetsgemeinschaft auf der Suche nach dem ganz Anderen, nämlich Gott, etwas näher kommen.»
Der Siddur ist auch ein Versuch, einen Weg zu Gott zu finden. Nicht umsonst weist die hebräische Traditionsliteratur darauf hin, dass der Zahlenwert des hebräischen Wortes «Schira» («Lied») gleich dem für «Tefilla» («Gebet») sei. Gebet ist Lied. Die Übersetzungen der Texte basieren auf den von Andreas Nachama Ende der 1990er Jahre für die Synagoge Pestalozzistraße herausgegebenen Siddur und Machsorim, soweit es sich nicht um zusammenhängende biblische Texte handelt. Diese sind in der Tradition der Übersetzung von Moses Mendelssohn eingestellt, um einerseits die leicht sprechbaren Texte Mendelssohns einer neuen Generation von Beterinnen und Betern nahezubringen und andererseits die Traditionslinie modernen Judentums in Deutschland, die untrennbar mit Moses Mendelssohn verbunden ist, wieder zum Leben zu bringen.[/font]
Quelle:
>Jüdische Zeitung< (Werner Media Group)
Rubrik: Judentum HEUTE
Chiara:
--- Zitat ---"Beten heißt Gott in die Welt zurückbringen, zumindest für einen Augenblick".
--- Ende Zitat ---
Ich habe mir schon viele Gedanken darüber gemacht. Sagte mir oft, dass ich durch mein Gebet Gott auf eine Sache aufmerksam mache die hier auf dieser Erde geschieht. Für mich war Beten immer ein sprechen mit Gott.
--- Zitat ---«Den Verleumdern sei keinerlei Hoffnung» oder wäre es nicht angemessen zu sagen «Der Verleumdung sei keinerlei Hoffnung»?
--- Ende Zitat ---
Die erste Aussage kann nicht sein denn dann könnte man Gottes nicht mehr ernst nehmen. ER hat nämlich versprochen… dem Menschen der seine verdrehte Wege lässt und zu IHM umkehrt, von IHM begnadigt wird. Wenn für den „Verleumder keine Hoffnung“ besteht kann GOTT sein Wort nicht mehr halten.
Wenn ER aber der „Verleumdung keine Hoffnung“ gibt steht für den Verleumder der Weg zu GOTT immer offen, sofern er bereut und umkehrt.
So ist mein derzeitiges Verständnis.
Schabbat Shalom
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