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Mit Vollendung des 18. Lebensjahres müssen die meisten israelischen Männer und Frauen für drei oder zwei Jahre ihren Wehrdienst leisten. Befreit werden Jugendliche hauptsächlich aus religiösen, ideologischen und gesundheitlichen Gründen. Auch Shir Melamed, die von Geburt an blind ist, wäre befreit worden. Doch die 20-Jährige entschied sich freiwillig, in der israelischen Armee (IDF) zu dienen und bekleidet mittlerweile den Rang eines Leutnants im Bildungs- und Jugendkorps. In einer Kaserne bei Safed in Galiläa unterrichtet sie die Geschichte des Nahen Ostens sowie Ethik beim Militär. Wegen ihrer engagierten Leistungen erhielt die junge Offizierin erst kürzlich die "Medaille für ausgezeichnete Dienste.""Wie jeder in meiner Familie wollte ich auch in der israelischen Armee dienen und meinen Teil zur Verteidigung und Weiterentwicklung des jüdischen Staates beitragen", erzählt Melamed n-tv.de. Die Behinderung war nie ein Thema für sie, ihre Eltern ließen sie so normal wie möglich aufwachsen. Der Wehrdienst bietet Melamed die Möglichkeit, einen interessanten Job zu lernen und gleichzeitig Lebenserfahrung zu sammeln. "Alle werden hier gleich behandelt und durch meine Tätigkeit bin ich selbstsicherer geworden", erzählt sie. "Soldat zu sein, bedeutet Herausforderungen anzunehmen und in deinem Job zu wachsen."Möglich gemacht hat ihren Einsatz das Projekt "Special in Uniform". Es integriert junge Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen in die Armee und damit in die israelische Gesellschaft. Es umfasst zurzeit 400 Rekruten, verteilt auf 31 Kasernen des Landes. Ziel ist es, das jeder sein volles Potenzial ausschöpft. Deshalb konzentriert sich das Programm auf die einzigartigen Talente dieser "besonderen Soldaten". Auch hilft es ihnen, gemäß ihrer Fähigkeiten eine ideale Tätigkeit innerhalb der Armee zu finden.Fähigkeiten, nicht EinschränkungenGegründet wurde "Special in Uniform" im Jahre 2014 durch die Reserveoffiziere Ariel Almog und Tiran Attia. Die beiden arbeite dabei mit dem Kindermuseum des Kibbuz "Lochamej haGeta’ot (Gettokämpfer)" und dem "Jüdischen Nationalfonds" in Jerusalem zusammen. "Das Projekt baut erfolgreich gesellschaftliche Barrieren ab", sagt Oberstleutnant Attia n-tv.de. Er sieht die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen wie Kinderlähmung, Schizophrenie oder Downsyndrom in der Armee als einen Weg, ihnen zu einem autarken Leben zu verhelfen. "Diese Soldaten - egal ob Jude, Araber oder Druse - beweisen täglich, was junge Menschen mit seelischen oder physischen Einschränkungen zu leisten imstande sind", betont er. "Unser Augenmerk liegt auf den Fähigkeiten und nicht der Behinderung eines jeden Einzelnen." Dadurch würden Unabhängigkeit und Integration in die Gesellschaft gefördert.Der 52-jährige, der als Geschäftsführer fungiert, ist auch Präsidiumsmitglied der 2013 vom ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter, Tal Vardi, gegründeten Organisation "Ro'im Rachok (In die Ferne schauen)". Dieses Programm integriert Autisten in die israelische Armee und bildet sie dort zu hochqualifizierten Analysten aus. "Knapp 2000 Bewerber nehmen dieses Jahr an dem Programm teil," sagt Attia. "Zunächst absolvieren sie eine dreimonatige Schulung am Ono Academic College außerhalb von Tel Aviv, in der sie ihre Fähigkeiten testen und feststellen, ob sie überhaupt für ein System wie das der Armee geeignet sind. Danach dienen sie als zivile Soldaten für weitere drei Monate beim Militär." Etwa 80 Prozent dieser Gruppe werden jedes Jahr aufgenommen. Sie werden in einem Evaluierungs- und Bewertungsprozess durch ein professionelles Team in die besten Geheimdiensteinheiten eingeteilt und treten dann offiziell ihren Wehrdienst an."Ich wollte wie mein Bruder zum Militär, aber als Autist rechnete ich mir keine Chancen aus", sagt der 19-jährige Oded Weiß*. Mit weiteren Soldaten der elektronischen Aufklärung dient er mittlerweile in der Eliteeinheit "9900" im Hauptquartier der IDF in Tel Aviv. Zugute kommen ihm dabei sein fotografisches Gedächtnis und seine Detailverliebtheit. In der oberen Etage eines streng bewachten Gebäudes, am Ende einer engen Halle, starrt Weiß auf seine beiden Computermonitore. Luftaufnahmen der Landesgrenzen flackern auf den Bildschirmen. Die Eliteeinheit führt visuelle Analysen durch, beobachtet eine sich ständig verändernde Kaskade Tausender von Satellitenbildern und sucht nach den geringsten Anzeichen feindlicher Aktivität.Verantwortung, Angst und Erfolg"Diese Tätigkeit erfordert viel Verantwortung", sagt Weiß. Und er bekommt eine gute Ausbildung. "Der Militärdienst ist ein wesentlicher Bestandteil des israelischen Lebens, erklärt Attia. "Diese besonderen Soldaten sind stark motiviert und investieren ihre maximalen Fähigkeiten in der Armee." Doch nicht alle Rekruten mit geistiger oder körperlicher Behinderung qualifizieren sich für das Programm. "Manche zeigen plötzlich Ängste. Vor allem Menschen im Autismus-Spektrum, die oft perfektionistisch arbeiten", berichtet er. "Ein Großteil ihres Erfolges hängt auch von der Toleranz ihres Umfelds ab. Berufliche Schwierigkeiten bringen häufig auch emotionale Probleme mit sich."Viele waren lange soziale Außenseiter, deshalb werden sie von Psychologen betreut, um ihnen beim Umgang mit ihren Offizieren und Kollegen zu helfen. Im Gegensatz zu den meisten Soldaten, die fast drei Jahre dienen, haben diese besonderen Soldatinnen und Soldaten zunächst eine freiwillige Militärzeit von einem Jahr. Sie können jedoch ihren Wehrdienst verlängern und sich für weitere zwei Jahre melden. "Eine bedeutende Anzahl von ihnen verpflichten sich sogar für drei Jahre", betont Attia und führt das auch auf seine erfolgreiche Arbeit zurück."Ro'im Rachok" und auch "Special in Uniform" berät die Männer und Frauen auch nach ihrer Armeezeit. So wie Shir Melamed. Nach intensiven Gesprächen hat sie sich für eine Offizierslaufbahn entschieden und wird nächstes Jahr parallel dazu Politik studieren. Ihr Ziel ist ganz klar: "Ich möchte später einmal an der Militärakademie unterrichten."
Erst sind Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert worden. Dann hat Israels Luftwaffe Ziele der Hamas angegriffen – kurz zuvor wurde eine historische Annäherung besiegelt.Nach Raketenangriffen militanter Palästinenser hat Israels Luftwaffe am frühen Mittwoch Ziele der im Gazastreifen herrschenden Hamas angegriffen. "Es wurden rund zehn Terror-Ziele getroffen, darunter eine Waffen- und Sprengstoffwerkstatt sowie eine Militäranlage, die von der Hamas-Terrororganisation für Trainingszwecke sowie Raketenübungen verwendet wird", hieß es in einer Mitteilung der Armee. Insgesamt seien aus dem Gazastreifen 13 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Acht davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden.Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen hatten am Dienstagabend begonnen, während Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ihre Annäherung besiegelten. Dabei wurden zwei Menschen verletzt. Erst vor zwei Wochen hatte die islamistische Palästinenserorganisation Hamas nach Vermittlung Katars eine Waffenruhe mit Israel verkündet.Netanjahu in Washington Der neue Raketenalarm wurde zeitgleich zum Ende der Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor dem Weißen Haus in Washington ausgelöst. Er nahm dort an einer Feier teil, auf der die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie Bahrain besiegelt wurde. Im Westjordanland und im Gazastreifen hatten zuvor Hunderte Menschen gegen die Annäherung der Länder mit Israel demonstriert.Natanjahu sei "nicht überrascht, dass palästinensische Terroristen genau in dem Moment dieser historischen Zeremonie auf Israel geschossen haben", erklärte Netanjahu am Mittwoch. "Sie wollen den Frieden verhindern, aber sie werden das nicht schaffen", erklärte Netanjahu. "Wir werden all jene schlagen, die uns Böses wollen, und wir werden all jenen eine Hand des Friedens reichen, die uns die Hand reichen, um Frieden zu schließen", erklärte er in Washington vor seinem Rückflug nach Israel.Die arabischen Staaten verfolgten bislang den Ansatz, die Lösung des Konflikts mit den Palästinensern zur Bedingung für eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel zu machen. Dieser Fokus hat sich bei einigen arabischen Staaten vor allem in der Golfregion verschoben, weil sie sich durch den Iran bedroht sehen. Die Palästinenser wiederum fühlen sich durch das Vorgehen der VAE und Bahrains verraten.