Schalom zusammen!
Heute beim fahren in der Straßenbahn habe ich nachfolgenden Artikel gelesen. Ich verfolge die Nachrichten über Israel sehr oft und so hat mich auch das interessiert. Anlässlich dieses Artikels würde ich gerne mit euch diskutieren, ob ihr eher für eine weltliche politische Führung (Bürgermeister, Minister, Premierminister, usw.) oder eher für eine religiös-geistliche politische Führung seid. Voraussetzung für religiös-geistlich ist natürlich, dass ihr mit der Regierung grundsätzlich übereinstimmt.
Was meint ihr sonst zu dem Artikel?
Orthodoxe Krawalle in Jerusalem
Seit Jerusalem einen nichtreligiösen Bürgermeister hat, fühlt sich ein Teil der dort ansässigen orthodoxen Juden schlecht behandelt
Die Anlässe wechseln, das Bild bleibt das gleiche: Seit Sonntag haben sich in Jerusalem wieder Krawalle hochgeschaukelt, bei denen orthodoxe Juden in Massen aufmarschieren, Mülltonnen anzünden, Autoscheiben zertrümmern und Steine werfen. Zurückgedrängt werden sie von Polizisten zu Fuß und zu Pferde, die manchmal einen Wasserwerfer einsetzen und immer wieder einzelne Orthodoxe unsanft in den Arrest abschleppen.
In den letzten Wochen war Jerusalems Polizeichef Aharon Franco mit Vertretern der Religiösen vermittelnd ins Gespräch gekommen, doch jetzt sind die Fronten verhärtet. "Die Polizei hat starke Kräfte in Jerusalem aufgeboten", sagte Franco, "ich hoffe sehr, dass die Ruhe nach Jerusalem zurückkehren wird, denn Jerusalem braucht Ruhe."
Die Emotionen haben sich zuletzt weiter erhitzt, weil Nir Barkat, der nichtreligiöse Bürgermeister von Jerusalem, die städtischen Dienstleistungen in den orthodoxen Vierteln suspendiert hat. Die Gemeindebediensteten seien durch die Unruhen gefährdet. Tatsächlich wurden gestern Arbeiter der Müllabfuhr angegriffen und durch Steinwürfe leicht verletzt.
Auslöser des neuen Sturms ist eine seltsame Affäre um eine 30-jährige mehrfache Mutter und ihren dreijährigen Sohn. Sie gehören der kleinen, streng religiösen Gruppe "Toldot Aharon" an, die den Staat Israel und seine Behörden ablehnt. Das Kind war über Monate ohne sichtbaren Grund auf schließlich sieben Kilo abgemagert. Vor kurzem haben die Spitalsärzte entdeckt, dass offenbar die Mutter selbst dem Buben Nahrung und Medikamente vorenthalten hat. Man vermutet eine seelische Störung. Die Mutter, die zudem noch schwanger ist, ist jetzt in Haft und lehnt eine psychiatrische Untersuchung ab. Die Polizei will sie nicht freilassen, weil sie noch verhört werden müsse und sie auch ihre anderen Kinder gefährden könne.
Verschwörungstheorien
Doch viele Orthodoxe glauben an eine Verschwörung der Ärzte, der Sozialarbeiter und der Justiz. "Lasst das Verleumdungsopfer frei", heißt es in den Sprechchören. Unter den Orthodoxen sollen auch haarsträubende Gerüchte kursieren, wonach das Spital mit dem Kind medizinische Experimente mache und die Polizei die Schwangerschaft der Mutter abbrechen wolle. Nach der jüngsten Version der Familie wäre das Kind krebskrank und im Spital einer Chemotherapie unterzogen worden. Das Spital dementiert das entschieden und meldet, das Kind habe Gewicht zurückgewonnen, seit es von der Mutter getrennt ist.
Zwanzig ähnliche Krawalle hatte es seit Juni an mehreren Wochenenden gegeben, weil die Stadtverwaltung beschlossen hatte, ein Parkhaus auch an Samstagen für Besucher der Altstadt zu öffnen. Für die Orthodoxen ist das empörend, weil man nach religiöser Tradition am heiligen Sabbat ja nicht Auto fahren darf. Über die spezifischen Anlässe hinaus gelten die Gewaltausbrüche als Ausdruck des grundsätzlichen Misstrauens zwischen religiösen und nichtreligiösen Juden. In Jerusalem fühlen sich die Religiösen nun noch mehr "benachteiligt" und "verfolgt", seitdem Barkat Ende 2008 den orthodoxen Uri Lupolianski als Bürgermeister abgelöst hat.
Weil ja nur ein kleiner Teil der Orthodoxen bei den Krawallen mitmacht, halten manche Israelis die Suspendierung der städtischen Dienste für überzogen. Der orthodoxe Gemeinderat Jossi Deitsch bezeichnete sie als eine "kollektive Bestrafung von 80.000 Bürgern Jerusalems". (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 17.07.2009)
shabbat shalom
Tricky