Autor Thema: Die Frau am Jakobsbrunnen  (Gelesen 40208 mal)

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tricky

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Die Frau am Jakobsbrunnen
« am: Sa., 24. April 2010, 18:04 »
Schalom zusammen!

Weil die Gespräche zu diesem Bibeltext heute in der Gemeinde wieder mal so interessant waren, möchte ich euch diesen Bibeltext zur Diskussion stellen:

Joh 4/1 Als nun der Herr erkannte, daß die Pharisäer gehört hatten, daß Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes 4/2 - obgleich Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger -, 4/3 verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4/4 Er mußte aber durch Samaria ziehen. 4/5 Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. 4/6 Es war aber dort eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich ohne weiteres an die Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde. 4/7 Da kommt eine Frau aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! 4/8 - Denn seine Jünger waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen. - 4/9 Die samaritische Frau spricht nun zu ihm: Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau bin? - Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern. - 4/10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. 4/11 Sie spricht zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn das lebendige Wasser? 4/12 Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab, und er selbst trank daraus und seine Söhne und sein Vieh? 4/13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; 4/14 wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt. 4/15 Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher komme, um zu schöpfen. 4/16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher! 4/17 Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann; 4/18 denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet. 4/19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist. 4/20 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, daß in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. 4/21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 4/22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden. 4/23 Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. 4/24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. 4/25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. 4/26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.


Ein hochinteressantes Gespräch, das Jesus hier mit einer Samariterin führt. Zu Beginn des Themas hätte ich einige Fragen, die anregen sollen den Bibeltext genau zu überdenken:

Warum hatten die Samariter ein Problem mit den Juden und die Juden ?das gleiche? Problem mit den Samaritern? Woher dieser Rassismus auf beiden Seiten?

Wie beginnt Jesus das Gespräch mit der Samariterin? Würdet ihr (oder wann würdet ihr) ein Gespräch so beginnen, mit einer Bitte (die Samariterin hat es als Bitte verstanden!)?

Warum fragt Jesus die Samariterin nicht nach ihrem Namen? Warum bleibt die samaritische Frau namenlos?

Was genau ist dieses lebendige Wasser, von dem Jesus spricht? Trinkt man einmalig davon und dann ist es gut, oder trinkt man öfter davon? Wie trinkt man davon und wie weiß man, ob man davon getrunken hat?

Inwievern kommt das Heil bzw. IST das Heil aus den Juden?

"Ihr betet an, was ihr nicht kennt" - eine fürchterliche Tatsache, die Jesus hier anspricht, ich denke, dass das ziemlich heftig für jemanden sein muss, wenn er so etwas hört. Wie kann es passieren, dass man etwas anbetet, das man nicht kennt? Warum betet man es dann überhaupt an? Wie betet man RICHTIG an, in Geist und Wahrheit?


mit diesen Gedanken wünsche ich euch noch einen schönen Sabbatausklang und

viele Grüße

Tricky

Offline ABA זאב ברנובסקי

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Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #1 am: Di., 27. April 2010, 17:25 »
שלום טריקי
Schalom Tricky,

es ist wieder ein interessantes Thema aus Jochanan 4, was Jeschua da in Schechem erlebte!
du fragst:
Zitat
... zu Beginn des Themas hätte ich einige Fragen, die anregen sollen den Bibeltext genau zu überdenken:

Ich werde gerne kurzfristig darauf eingehen, muss jedoch 3 von unseren 5 Kindern etwas Nachhilfe
im TORA-Lesen geben, sie waren nämlich in den letzten Wochen, bedingt durch die vielen Feste
etwas nachlässig geworden. Die Lehrerin meint ich solle mal kurz mit ran!

Deshalb zuvor nur ein bischen Eindruck über den ORT des EREIGNISSES !!!


                 

שלום אבא
Schalom ABA


Schreibfehlerkorrektur
_

petpfeff

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #2 am: Sa., 01. Mai 2010, 09:38 »
Zu der Frage:
Warum hatten die Samariter ein Problem mit den Juden und die Juden das gleiche Problem mit den Samaritern? Woher dieser Rassismus auf beiden Seiten?


habe ich  im Internet zu der obengenannten Frage nachgeforscht und folgendes unter anderem bei http://de.wikipedia.org/wiki/Samarien gefunden.

Das biblische Land Samarien ist aus der Abspaltung der 10 nördlichen Stämme Israels vom Königshaus David 926 v. Chr. hervorgegangen. Omri, der ca. 885-874 v. Chr. König des Nordreiches war, baute die Stadt Samaria als Hauptstadt des Nordreiches aus
Wegen seiner synkretistischen Religionspolitik wird er in der Bibel heftig kritisiert. Die mangelnde Festigung im altisraelitischen Glauben dürfte auch der Grund dafür sein, warum das Volk der Samariter nach der Eroberung ihres Reiches durch die Assyrer 721 v. Chr. fast vollständig verschwunden ist.
Nur eine kleine Gruppe JHWH-Gläubiger hat den Untergang des Königreiches überlebt.
Da diese Samariter den exklusiven Tempelkult in Jerusalem ablehnten und eigene Opferstätten auf dem Garizim bevorzugten wurden sie von den Israeliten des Südreiches und in Jerusalem nicht anerkannt, sondern besonders geringschätzig betrachtet


http://de.wikipedia.org/wiki/Samaritaner

Die Samaritaner bilden eine eigene Religionsgemeinschaft, die wie das Judentum aus dem Volk Israel hervorgegangen ist. Es gibt heute in Israel und im Westjordanland etwa 700 Samaritaner.

.....Damals galten den Juden die Samaritaner als fehlgeleitete Abtrünnige, welche geringgeschätzt wurden.

Formatierungsfehler behoben.

petpfeff

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #3 am: Sa., 01. Mai 2010, 10:29 »
Gib mir zu trinken!


Gutes Benehmen beginnt mit dem Wörtchen bitte, wenn man etwas haben möchte.

Das hat schon ein Kleinkind zu lernen!

Und wie reagiert nun die Frau aus Samaria?

Sie gibt zu verstehen das sie auf ihre eigene Art und Weise Achtung und Respekt vor den mosaischen Geboten hat

Worauf sich Jesus dann auch "herabläßt" und ihr mitteilt:
"Glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet."

Und die Frau aus Samaria was erwidert sie darauf?
"....Ich weiß, ........"






Offline ABA זאב ברנובסקי

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כותים-שמרונים-יהודים KUTIM – SCHOMRONIM - JEHUDIM
« Antwort #4 am: Sa., 01. Mai 2010, 23:24 »
Deshalb zuvor nur ein bischen Eindruck über den ORT des EREIGNISSES !!!


                 

Zitat von: Tricky
Zu Beginn des Themas hätte ich einige Fragen, die anregen sollen den Bibeltext genau zu überdenken:

Warum hatten die Samariter ein Problem mit den Juden ?
... und die Juden das gleiche Problem mit den Samaritern?
Woher dieser Rassismus auf beiden Seiten?

שלום טריקי
Schalom Tricky,

Vorab ist zu bemerken, dass es kein rassistisches Problem gab, es war ein rein religiöses !

Dazu betrachten wir den Ursprung dieser Spannung zwischen JEHUDIM und SCHOMRIM !

> כותים < [kutim] = Die KUTÄER

Das Gebiet > שמרון < SCHOMRON war die ursprüngliche Heimat Efraims. Nach der Deportation der 10 Stämme ISRAELS durch die Asyrer, ließ SANHERIB bzw. sein Sohn, assyrische Bewohner der Stadt KUTA in SCHOMRON/Samaria ansiedeln. Der Grund war vorwiegend der, dass das Land nicht ganz verödete. Diese assyrische Einwanderer wurden später nach ihrem neuen Aufenthalt > שמרונים < [SCHOMRONIM] genannt.
Die Schomronim nahmen dann im Laufe der Zeit die Sitten und Gebräuche der zurückgebliebenen israelitischen Volksteile an. Sie Wallfahrten nach der geheiligten Stätte Bet-EL, wo noch israelitische Priester den Dienst verrichteten. Die KUTIM gebärdeten sich dem Anschein nach als vollgültige Israeliten. Man nannte sie jedoch auch > גרי אריות < [gurei ariot] (die sich vor Löwen fürchten) ; denn in der Zeit der Verödung sammelten sich Hordenweise Löwen im Land, die KUTIM erbaten sich deshalb vom assyrischen König einen israelischen Oberpriester, dass er sie der Lehre Mose unterwies. Damit dachten sie, dass der GOtt ISRAELS sie vor den Anfällen der Löwen bewahren würde. (Selbst später im TALMUD werden die KUTÄER/SAMARITANER noch > גרי אריות < [gurei ariot] genannt.) Trotz allem ließen die KUTIM nicht von ihrem assyrischen Kult ab Götzen zu verehren und sogar Menschenopfer waren noch die Regel !

Nach der Rückkehr der JUDEN aus dem babylonischen Exil und dem folgenden Tempelbau, war dies auch der Hauptgrund der Ablehnung zur Mithilfe seitens JEHUDA. Denn man befürchtete vorwiegend den Götzendienst der SCHOMRONIM, sowie die mit sich bringende Verwirrung der Stammgemeinde. Damit auch verbunden die immer herrschenden Feindseligkeiten. Diese Reibungen führten die KUTIM zur Errichtung eines eigenen Heiligtums auf dem Berge Gerisim. Was natürlich seitens JEHUDA mit recht abgelehnt wurde !

Weitere Vermischungen der KUTIM / SCHOMRONIM gab es unter Alexander dem Großen. Die KUTIM sahen sich als die >NEUEN ISRAELITEN< und erhoben einen Aufstand gegen ANDROMACHOS; dem Statthalter Alexander dem Großen. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und ein großer Teil der KUTIM wurde von Alexander dem Großen hingerichtet und zerstreut. Das Gebiet von SCHOMRON wurde jetzt mit mazedonischen / griechischen Bewohnern bevölkert. Als später Antijochus Epiphanes seinen Feldzug gegen JUDÄA eröffnete, standen die SCHOMRONIM auf der Seite der Griechen gegen die Juden. Ihren Tempel weihten sie dem Gott ZEUS-Xenios, womit dann endgültig der Spannung die Krone aufgesetzt wurde.

Nach der jüdischen Befreiung durch die Makkabäer wurde dann unter JOCHANAN HYRKAN die Stadt > שכם < [schechem] SICHEM sowie der Tempel auf dem Gerisim zerstört. Trotzdem hielten die SCHOMRONIM noch lange an ihren religiösen Eigentümlichkeiten fest, und opferten auch weiterhin auf dem Gerisim. Auch hörten sie nicht auf das jüdische Volk zu bekämpfen und zu hassen. Auch schlossen sie sich immer denjenigen Völkern an die es auf die Unterdrückung der JUDEN abgesehen hatten. Erst später, beim Aufstand gegen die RÖMER schlossen sich die SCHOMRIM im Kampf JEHUDA an. Sie kämpften Seite an Seite. Die SCHOMRONIM verschanzten sich dann auf dem Gerisim, mußten sich aber dann den Römern ergeben, wobei dann auf Befehl VESPASIANS der Legat CEREALIS 12000 Schomronim niedermetzeln ließ.

Im TALMUD werden die SCHOMRONIM allerdings noch schlechter dargestellt und ihnen auch aus Gehässigkeit Schlechtigkeit untergeschoben, die sie nie begangen hatten. U.a. der berüchtigte Verrat bei Bar-Kochba Aufstand.

שלום אבא
Schalom ABA
זאב ברנובסקי


So -   lieber Tricky, als nächstes

       
werde ich mich wohl mal der namenlosen
SAMARITANERIN widmen !   ;D   ;)   :-*
_

Aisha

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #5 am: Di., 04. Mai 2010, 10:57 »
Schalom,

Zitat von: ABA
Vorab ist zu bemerken, dass es kein rassistisches Problem gab, es war ein rein religiöses !

Genau das dachte ich mir! Wie kommt man auf diesen Gedanken:
Zitat von: Tricky
Warum hatten die Samariter ein Problem mit den Juden ?
... und die Juden das gleiche Problem mit den Samaritern?
Woher dieser Rassismus auf beiden Seiten?
?

Rassismus wird wie folgt definiert:
Rassismus ist das Gedankengut, dass Menschen von Geburt an anhand ihrer GENE (!) nicht gleichwertig sind.
Vor der Entdeckung der Gene, definierte sich der Rassismus über das BLUT. Man war/ist überzeugt, dass es "besseres/höherwertigeres" und "schlechteres/niederwertigeres" Blut gibt.

In der Antike gab es dieses Gedankengut bereits, im "christlichen Abendland" erlebte der Rassismus in Spanien des 15.Jh. eine Wiederbelebung. Die spanische Inquisition definierte "jüdisches" oder "maurisches" Blut als minderwertig.

Der Dialog zwischen Jesus und der Samariterin beinhaltet rein geistige Begriffe, d.h. der Dialog bietet keinen Anlass auf Rassismus zu schließen.


Aisha

tricky

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #6 am: Mi., 05. Mai 2010, 10:18 »
Schalom zusammen!

Da haben wir ja jetzt einige sehr interessante Beiträge. Freut mich sehr, danke euch!

Übrigens, wenn ich etwas schreibe, das dann absolut klingt, wie das mit dem Rassismus, dann meine ich das nicht absolut, sondern als meine derzeitige Ansicht zu dem Thema. Ich wollte es keinesfalls feststellen. Ich verstand den Begriff bisher auch recht weitläufig und nicht so "eng" wie er mir in der Wikipedia Erklärung auffällt.

aber der Reihe nach, ich werde noch die genauen Begründungen meinerseits dazu schreiben...

viele Grüße

Tricky

tricky

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #7 am: Fr., 14. Mai 2010, 21:09 »
Schalom zusammen!

So, jetzt mal endlich meine Antwort auf eure Kommentare zu dem beschriebenen Ereignis.

@petpfeff

Danke für die Info von Wikipedia. Sehr interessant. Die Wurzeln von Samaritern und Juden waren also die gleichen zur Zeit Jesu. Eigentlich handelt es sich also um "Brüder", jedoch war der Vorwurf der Juden an die Samariter, dass sie sich mit anderem Volk vermischten.
Vom Tempelwiederaufbau rührt dann in weiterer Folge auch die Gegnerschaft dieser beiden Nachbarstaaten.


@ABA + Aisha

Zitat von: ABA
Vorab ist zu bemerken, dass es kein rassistisches Problem gab, es war ein rein religiöses !

Dazu betrachten wir den Ursprung dieser Spannung zwischen JEHUDIM und SCHOMRIM !

Zitat von: Aisha
Genau das dachte ich mir! Wie kommt man auf diesen Gedanken:

Zitat von: Aisha
Der Dialog zwischen Jesus und der Samariterin beinhaltet rein geistige Begriffe, d.h. der Dialog bietet keinen Anlass auf Rassismus zu schließen.

das kann gut sein, dass ich hier einen falschen Ausdruck verwendet habe. Mich würde auch interessieren, ob eine in meinen Augen typisch rassistische Handlung (= jemanden ablehnen, wegen seiner Herkunft, nicht wegen seines Verhaltens) aus religiösen Gründen anders ist als wenn man keine religiösen Gründe anführt. Kurz gesagt ist für mich eine Ablehnung eines anderen Menschen, die lediglich aufgrund seiner Religionszugehörigkeit basiert genauso Rassismus wie beispielsweise wenn jemand aufgrund seiner Hautfarbe diskrimminiert wird. Es wäre dann halt religiös begründeter Rassismus.

Vielleicht brauche ich auch einfach nur einen anderen Ausdruck für diese Haltung. Ablehnung? Diskrimminierung? Wie nennt man das, was zwischenmenschlich zwischen Juden und Samaritern abgelaufen ist? Verachtung? Ignorieren? Sie haben sich ja nicht deshalb nicht verstanden, weil sie einander kennengelernt und für unsympathisch gehalten haben, sondern weil sie sich schon vom Aussehen her erkannt haben und dann aufgrund der unterschiedlichen Religion (ohne Gegenseitigem Diskurs) nichts miteinander zu tun haben wollten. Man kann ja verschiedener Meinung sein, dafür müsste man aber zumindest mal miteinander sprechen. Und genau das haben diese Volkszugehörigen vermieden. Die Frau am Jakobsbrunnen war ja fast entsetzt, dass sie von einem Juden angesprochen wird.

Rechtfertigt eine differente Religionszugehörigkeit !per se! die Verweigerung von Gemeinschaft?



@Aisha

Zitat von: Aisha
Der Dialog zwischen Jesus und der Samariterin beinhaltet rein geistige Begriffe, d.h. der Dialog bietet keinen Anlass auf Rassismus zu schließen.

Die Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin war real. Die geistigen Begriffe können uns eine tiefere Bedeutung des Textes offenbaren. Das Zwischenmenschliche in der ersten Begegnung ist jedoch das, was ich eben vorschnell als Rassismus bezeichnet habe. Eine gegenseitige Ablehnung oder besser gesagt ein Ignorieren? Verachten? aufgrund von anderer Religionszugehörigkeit.

shabbat shalom

Tricky

petpfeff

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #8 am: So., 16. Mai 2010, 09:32 »
@tricky
aus http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_ohne_Rassen#Rassismus_ohne_Rassen_nach_.C3.89tienne_Balibar
Stuart Hall sieht im Alltagsbewusstsein vieler Menschen einen „Rassismus ohne Rassen“, der sich als soziale Ausschliessungspraxen manifestiere, aber keine ausgeprägte Rassentheorie zur Grundlage habe. Danach läge Rassismus vor, wenn eine ausgrenzende Mehrheitsgruppe die Macht besäße, eine Minderheit als nicht „normal“ oder „anders“ zu definieren und sie in ihren Lebensbedingungen zu benachteiligen.
    „Wenn dieses Klassifikationssystem dazu dient, soziale, politische und ökonomische Praxen zu begründen, die bestimmte Gruppen vom Zugang zu materiellen oder symbolischen Ressourcen ausschließen, dann handelt es sich um rassistische Praxen.“

    – Stuart Hall: Rassismus als ideologischer Diskurs[6]

Nach Hall ermögliche es der Rassismus ohne Rassen
 „Identität zu produzieren und Identifikationen abzusichern. Er sei Bestandteil der Erzielung von Konsens und der Konsolidierung einer sozialen Gruppe in Opposition zu einer anderen, ihr untergeordneten Gruppe. Allgemein wird dies von Hall als Konstruktion ‚des Anderen‘ beschrieben.“[7]

petpfeff

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #9 am: Di., 25. Mai 2010, 19:23 »
eine der Fragen von Tricky:

Was genau ist dieses lebendige Wasser, von dem Jesus spricht?
Trinkt man einmalig davon und dann ist es gut, oder trinkt man öfter davon?
Wie trinkt man davon und wie weiß man, ob man davon getrunken hat?

Da ich diese Fragen nicht ganz verstehe hatte ich gehofft über Antworten von anderen Forenmitgliedern zu den oben aufgeführten Fragen das Denkmuster erfassen zu können.

Mit der Frage was Adonai dazu sagt meine ich die Worte des Gottes Israels. Im Heute.

Online freily

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Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #10 am: Mo., 31. Mai 2010, 03:36 »
Schalom petpfeff,
Was genau ist dieses lebendige Wasser, von dem Jesus spricht?
Trinkt man einmalig davon und dann ist es gut, oder trinkt man öfter davon?
Wie trinkt man davon und wie weiß man, ob man davon getrunken hat?
ich versuche es mal zu erklären:

Das Wasser von dem "Jesus" redet, ist das Wort, das GOTT zu Moses und den Propheten redete.
Deshalb steht geschrieben: Jer 17,13 Du Hoffnung Israels, HERR JHWH. Alle, die dich {Jer.} verlassen werden beschämt, alle die von MIR {JHWH}  Abtrünnigen werden auf die Erde geschrieben, denn sie verließen JHWH, den Quell der lebenden Wasser. (masoretischer Text) 
Im Vers 5 kann man lesen, daß diese Worte von GOTT gesprochen werden.
Zitat
Mit der Frage was Adonai dazu sagt meine ich die Worte des Gottes Israels. Im Heute.
Beim gesprochenen WORT vom HERRN gibt es kein Heute, denn es ist EWIG über alle Zeiten.
Was GOTT spricht, ist wie in Stein gemeißelt unvergänglich und wie auch der "Jesus" bestätigt hatte: Lk 16,17 Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt. Daß ist das Wasser von dem "Jesus" gesprochen hatte!

Liebe Grüße
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

Aisha

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #11 am: Mi., 09. Juni 2010, 10:44 »
Schalom,


Zitat
Schalom petpfeff,
Zitat von: petpfeff am Di., 25. Mai 2010, 19:23

    Was genau ist dieses lebendige Wasser, von dem Jesus spricht?

Es ist die Weisheit G'ttes - Chochmah - wie Freily geschrieben hat.

   
Zitat
Trinkt man einmalig davon und dann ist es gut, oder trinkt man öfter davon?
    Wie trinkt man davon und wie weiß man, ob man davon getrunken hat?

Das weiß man, wenn sich dieser Spruch erfüllt:

Sprüche 1

Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel,
2 um zu erkennen Weisheit und Zucht, um zu verstehen verständige Worte,
3 um anzunehmen Zucht mit Einsicht1, dazu Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit,
4 um Einfältigen2 Klugheit zu geben, dem jungen Mann Erkenntnis und Besonnenheit.
5 Der Weise höre und mehre die Kenntnis, und der Verständige erwerbe weisen Rat,
6 um zu verstehen Spruch und Bildrede, Worte von Weisen und ihre Rätsel!
7 Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Weisheit und Zucht verachten nur die Narren.


Von mir rot hervorgehoben. Es gibt also Weise und deren Worte und sie reden in einer Bildrede (Gleichnis). Wenn man die Weisheit erkannt hat, versteht man diese Bildrede und die Rätsel der Weisen, dann hat man von dem Wasser getrunken.

Jesus sprach in dieser Bildrede, so auch hier am Brunnen. Die Samaritern verstand ihn nicht.
Er wollte auch gar nicht von dem Massen verstanden werden.

Lukas 8

Seine Jünger aber fragten ihn, was dieses Gleichnis bedeute.
10 Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches4 Gottes zu wissen, den Übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.

Markus 4

Und er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
10 Und als er allein war, fragten ihn die, die um ihn waren, samt den Zwölfen nach den Gleichnissen.
11 Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben, jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil,
12 "damit sie sehend sehen und nicht wahrnehmen und hörend hören und nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde".
13 Und er spricht zu ihnen: Begreift ihr dieses Gleichnis nicht? Und wie wollt ihr all die Gleichnisse verstehen?

Der Jesus hat ganz nach der Tradition der Chasidim in der Periode des 2. Tempels nicht die Massen lehren wollen, sondern einen auserwählten Kreis von Schülern (Jüngern).
Darüber lohnt sich nachzudenken. :)

Aisha

Chiara

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #12 am: Mi., 09. Juni 2010, 13:08 »
Lieber petpfeff

Das ist ein sehr guter Link,
Hochmut heilen.doc 
Hat mich sehr angesprochen!

LG Chiara


(Schreibfehlerkorr.)

tricky

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #13 am: Do., 10. Juni 2010, 07:20 »
Schalom Aisha!

Zitat von: Aisha
Jesus sprach in dieser Bildrede, so auch hier am Brunnen. Die Samaritern verstand ihn nicht.

Da stellt sich mir die Frage: Wenn ich etwas nicht verstanden habe, warum laufe ich dann in meinen Ort zurück und informiere alle anderen Bewohner, damit sie sich das auch anhören, was ich nicht verstanden habe? Ziemlich unlogisch aus meiner Sicht.


Zitat von: Aisha
Er wollte auch gar nicht von dem Massen verstanden werden.

Auch hier bin ich komplett gegenteiliger Meinung. Nur weil er bei einem seiner Gleichnisse erwähnt, dass DIESES eine Gleichnis den Zuhörern nicht "gegeben ist zu verstehen", heißt das noch lange nicht, dass Jesus (beispielsweise in der Bergpredigt, da waren 5.000 Menschen anwesend) generell nicht verstanden werden wollte, oder nicht verstanden wurde.


Viele Begebenheiten in den Evangelien würden überhaupt keinen Sinn machen, wenn sich Jesus nur zu einer bestimmten, auserwählten Zuhörerschar wendet. Jesus wollte von allen verstanden werden, dass ihn einige bei einigen Dingen nicht (oder nicht richtig) verstanden haben liegt sicher nicht an Jesus und seiner Intention.


Um bei unserem Beispiel zu bleiben. Warum tut sich Jesus das an? Warum weckt er in der Samariterin das Verlangen nach dem lebendigen Wasser? Warum läuft sie zurück ins Dorf und holt alle Menschen, die sie trifft, zu Jesus? Damit sie auch alle mit großen Fragezeichen überm Kopf dastehen? Meiner Meinung nach nicht.

Außerdem, der Bericht geht weiter. Und hier erkennt man auch die Intention Jesu:

Joh 4/27 Und darüber kamen seine Jünger und wunderten sich, daß er mit einer Frau redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du? oder: Was redest du mit ihr? 4/28 Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug stehen und ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: 4/29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe; dieser ist doch nicht etwa der Christus? 4/30 Sie gingen zu der Stadt hinaus und kamen zu ihm.

[...] Kleine Ansprache an die Jünger, für unser Thema derzeit nicht primär wichtig

4/39 Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. 4/40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. 4/41 Und noch viel mehr [Leute] glaubten um seines Wortes willen; 4/42 und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, daß dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.


Wie war die Aussage der Menschen? Warum glauben sie? Weil sie nicht verstehen? Nein! Sie glauben nicht mehr der Erzählungen der Frau (die davon berichtete, dass Jesus wußte, was sie getan hat), sie glauben, weil sie GEHÖRT haben und WISSEN.

viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Die Frau am Jakobsbrunnen
« Antwort #14 am: Do., 10. Juni 2010, 11:17 »
Schalom Tricky,

Zitat von: tricky
Da stellt sich mir die Frage: Wenn ich etwas nicht verstanden habe, warum laufe ich dann in meinen Ort zurück und informiere alle anderen Bewohner, damit sie sich das auch anhören, was ich nicht verstanden habe? Ziemlich unlogisch aus meiner Sicht.

Tricky, ich sprach von dem Gleichnis über das lebendige Wasser und zwar nur davon.
Die Frau verstand es nicht, sie dachte doch er sprach von einem physischen Wasser. Sie glaubte , dann nicht mehr dorthin schöpfen gehen zu müssen. Jesus signalisisert ihr, WO sie das Wissen bekommen wird, um zu verstehen. Und das tat er dann ja auch, indem er sie lehrte.

Ich habe ehrlich gesagt große Probleme mit der Art der Kommunikation mit euch. Wenn wir über ein Gleichnis sprechen wollen, wird sofort auf ganz andere Themen ausgewichen. Wie sollte man dann aber das Gleichnis verstehen?

Zitat
Auch hier bin ich komplett gegenteiliger Meinung. Nur weil er bei einem seiner Gleichnisse erwähnt, dass DIESES eine Gleichnis den Zuhörern nicht "gegeben ist zu verstehen", heißt das noch lange nicht, dass Jesus (beispielsweise in der Bergpredigt, da waren 5.000 Menschen anwesend) generell nicht verstanden werden wollte, oder nicht verstanden wurde.

Du vermischt da total unterschiedliche Dinge.
Es geht um die Gleichnisrede. Beim Gleichnis über den Sämann wird die Lehre, die er nur seinen Jüngern gab, im NT aufgeschrieben. Bei vielen anderen Gleichnissen passiert das nicht.

Was ist der Grund dafür?

Wenn du ganz anderer Meinung bist, dann erklär mir bitte, in einem eigenen Thema die von mir zitierten Worte Jesu. Weshalb sprach er oft in Gleichnissen und nicht immer Klartext?



@Petpfeff
Wenn dich die von mir zitierten Worte Jesu so aggressiv machen, dass du mir beleidigende und anschuldigende PMs schreiben musst, empfehle ich dir in dich zu gehen und darüber nachzudenken, weshalb du derart negative Gefühle hast.
Das PM wurde an den Admin weitergeleitet.

Aisha

 

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