Autor Thema: Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen  (Gelesen 10586 mal)

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tricky

  • Gast
Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« am: So., 03. Mai 2009, 18:55 »
Schalom zusammen!

Anlässlich der Diskussionen, die wir führen kommen wir oft ohne Formulierungen wie:

DIE Juden

DIE Christen

DIE ...

nicht aus. Und es ist fürwahr nicht ganz einfach wie man etwas formulieren soll, wenn jemand sagt: ICH bin Jude oder ICH bin Christ. Generell befürworte ich sehr stark die persönliche Konversation und auch das persönliche Ansprechen. Somit könnten wir doch vielleicht ein bisschen mehr auf dieser Ebene fragen und antworten. Ich will jetzt hier nichts vorschreiben, bitte nicht als das verstehen, aber man könnte doch neutral fragen. Einige Beispiele:

Hey Tricky, du bist doch Christ, wie verstehst du ...

Ich habe gehört, dass Christen diesen Bibeltext so und so auslegen, wie verstehst du das?

Von dem Text xxx habe ich dieses und jenes Verständnis, jetzt hätte mich eine Meinung aus jüdischer Sicht dazu interessiert...

.
.
.


Das würde uns ersparen, dass wir uns gegenseitig die lange, nicht immer glorreiche Geschichte von christlichen oder jüdischen Vorfahren aufbürden. Ich fände das sehr konstruktiv, deshalb hier mein Vorschlag dazu.



Den zweiten Aspekt, den ich ansprechen möchte ist der der Zugehörigkeit. Ich habe schon mal geschrieben, dass die den bestimmten Artikel "DIE", wenn er beispielsweise in den Evangelien oder auch in der Apostelgeschichte aufgeschrieben ist, auf eine lokale Gruppe beziehe. Wenn also in einem Abschnitt "DIE JUDEN" angesprochen sind, dann bezieht sich das auf die lokal anwesende Gruppe und nicht auf alle Juden auf der ganzen Welt. Genauso geht es mir auch, wenn von DIE Adventisten die Rede ist. Fühle ich mich angesprochen, nur weil ich auch Adventist bin? Bin ich verantwortlich dafür, was DIE Adventisten (irgendwo in Ruanda während des fürchterlichen Genozids) gemacht haben. Beispiel dafür:

http://www.stanet.ch/apd/news/archiv/3405.pr.html

Ist dieser Pastor ICH, nur weil er sich auch Adventist nennt oder soll ich mich dafür fremdschämen? Ich meine NEIN und natürlich gibt es bei Verfehlungen, die jemand macht, der sich genauso nennt wie ich, Erklärungsbedarf. Erklären und Aufklären soll man tun, aber ich halte es für grundfalsch, dass man jemandem, nur weil er auch die gleiche Religion oder Volkszugehörigkeit hat, die Verantwortung für jedes Individuum der gleichen Religion umhängt und ihn dafür leiden lässt oder in Bedrängnis bringt.

Aus diesem Verständnis ist mir auch das heutige Verantwortlichmachen von Juden für den Tod Jesu komplett zuwider und gänzlich unverständlich. Genauso wie ich, als Christ heute, nichts dafür kann, dass im Mittelalter Reformatoren und Andersdenkende im "Namen Jesu" ermordert wurden. Ich nehme diese Schuld nicht auf mich und werde mich dafür auch nicht rechtfertigen.


Wie geht es euch bei dem Thema? Fühlt sich jemand verantwortlich, wenn beispielsweise von der Steinigung des Stephanus die Rede ist? Nur weil (sofern man dem Bericht Glauben schenkt!) eine Gruppe von Gelehrten kein Verbalargument mehr zur Verfügung hatte und einen Andersdenkenden mundtot machte, kann doch kein Jude heute was dafür.

Was ist eure Meinung dazu? Wie sehr fühlt ihr euch durch eure Religionszugehörigkeit gebunden bzw. verantwortlich?

viele Grüße

Tricky

P.S. Ich habe das Thema unter "Judentum" eingestellt, weil mir kein besseres Unterforum aufgefallen ist. Wenn es in ein anderes Unterforum besser passt, dann bitte verschieben!

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #1 am: Mo., 04. Mai 2009, 13:59 »
Schalom Tricky ,

Zitat
Tricky:  Und es ist fürwahr nicht ganz einfach wie man etwas formulieren soll, wenn jemand sagt: ICH bin Jude oder ICH bin Christ. Generell befürworte ich sehr stark die persönliche Konversation und auch das persönliche Ansprechen. Somit könnten wir doch vielleicht ein bisschen mehr auf dieser Ebene fragen und antworten.


Ich bin grundsätzlich dafür und es ist gut, dass du deine Wünsche schreibst.

Zitat
Hey Tricky, du bist doch Christ, wie verstehst du ...

Ich habe gehört, dass Christen diesen Bibeltext so und so auslegen, wie verstehst du das?

Von dem Text xxx habe ich dieses und jenes Verständnis, jetzt hätte mich eine Meinung aus jüdischer Sicht dazu interessiert...

Bis jetzt vermied ich diese sehr direkte Anrede und fasst mich allgemeiner, weil ich nicht unhöflich sein wollte.
Es hängt sehr vom Typ eines Menschen ab, ob er öffentlich alles so sagen möchte.
.
.
.


Zitat
Das würde uns ersparen, dass wir uns gegenseitig die lange, nicht immer glorreiche Geschichte von christlichen oder jüdischen Vorfahren aufbürden. Ich fände das sehr konstruktiv, deshalb hier mein Vorschlag dazu.

Hier ist mir ganz wichtig, Folgendes klarzustellen:
NIE und NIMMER wollte ich dir und sonst jemanden negative Ereignisse in der Vergangenheit vorwerfen  :o

Wenn ich mich auf solche Ereignisse bezog , dann nur aus einem Grund, der mir jedoch äußerst wichtig erscheint. Wir ALLE unabhängig welcher Religionszugehörigkeit oder Spiritualität sind hier in dieser Welt , um uns zu verbessern, vervollständigen. (wir nennen dies Tikkun). Dies bedeutet aus der Vergangenheit und gegenwärtigen Fehlern zu lernen. Es bedeutet NICHT nach Fehlern der Anderen zu suchen und diese auszugraben (nein, dies verbietet uns die Torah aufs Schärfste). Es ist schwer bei solchen Debatten dies immer einzuhalten. Deshalb , ich sagte es bereits oft, mag ich solche Debatten nicht und ärgere mich über mich selbst (und sonst über niemanden), wenn ich mich immer wieder dazu hinreissen lasse.

Weshalb also die Bezugnahme auf gesellschaftliche Ereignisse ?

Zugegeben ist das von meiner weltlichen Ausbildung her schon ein Schwerpunkt, ABER es ist für mich besonders ein Ausdruck meiner persönlichen Spiritualität:

Wir (Kabbalahstudenten) sagen, es gibt keine Wirkung ohne Ursache. Eine Gesetzmäßigkeit, die der Schöpfer so gemacht hat.
Wir sagen, am Anfang dieser Wirkungskette, die in dieser Welt Wirklichkeit wird, stehen die Gedanken (individuell und kollektiv).
Negative gesellschaftliche Phänomene (egal ob Inquisition, Nationalsozialismus , Wirtschaftskrisen oder "negatives Pharisäertum") sind nichts anderes als Ausdruck falscher, sprich gegen die g'ttliche Natur, herrschender GEDANKEN.
Der einzige Grund diese falschen Gedanken zu erkennen ist, sie SELBST zu vermeiden. Es geht also nicht um das Richten der anderen, dies unterliegt nur G'tt, sondern es geht um die eigene Korrektur.



Zitat
Den zweiten Aspekt, den ich ansprechen möchte ist der der Zugehörigkeit. Ich habe schon mal geschrieben, dass die den bestimmten Artikel "DIE", wenn er beispielsweise in den Evangelien oder auch in der Apostelgeschichte aufgeschrieben ist, auf eine lokale Gruppe beziehe. Wenn also in einem Abschnitt "DIE JUDEN" angesprochen sind, dann bezieht sich das auf die lokal anwesende Gruppe und nicht auf alle Juden auf der ganzen Welt. Genauso geht es mir auch, wenn von DIE Adventisten die Rede ist. Fühle ich mich angesprochen, nur weil ich auch Adventist bin? Bin ich verantwortlich dafür, was DIE Adventisten (irgendwo in Ruanda während des fürchterlichen Genozids) gemacht haben.


Nein, persönlich kannst du nicht verantwortlich sein für die Sünden anderer. Allerdings haben wir eine VERANTWORTLICHKEIT, allerdings auf einer anderen Ebene.

 

Zitat
Aus diesem Verständnis ist mir auch das heutige Verantwortlichmachen von Juden für den Tod Jesu komplett zuwider und gänzlich unverständlich. Genauso wie ich, als Christ heute, nichts dafür kann, dass im Mittelalter Reformatoren und Andersdenkende im "Namen Jesu" ermordert wurden. Ich nehme diese Schuld nicht auf mich und werde mich dafür auch nicht rechtfertigen.

Das siehst du richtig. Die Frage ist doch: Was TUN WIR , du und ich, gegen solche falschen Gedanken.


Zitat
Wie geht es euch bei dem Thema? Fühlt sich jemand verantwortlich, wenn beispielsweise von der Steinigung des Stephanus die Rede ist? Nur weil (sofern man dem Bericht Glauben schenkt!) eine Gruppe von Gelehrten kein Verbalargument mehr zur Verfügung hatte und einen Andersdenkenden mundtot machte, kann doch kein Jude heute was dafür.

Nein, Sünden sind individuell und kein anderer kann etwas dafür.
Trotzdem sagt uns die Torah, sind wir niemals vor der Verantwortung befreit, einer Verantwortung, die sich jedoch auf einer ganz anderen Ebene befindet. Wir hätten hier die Gelegenheit darüber zu schreiben, was die Torah dazu sagt.
Für mich persönlich bedeutet dies: Ich frage mich, welche Gedanken, Einstellungen führen zu solchen Verhaltensweisen (Töten in religiösen Wahn)? Gibt es in MIR solche Gedanken, Ansätze?
Nächster Schritt: Ich bitte G'tt im Gebet, mir zu helfen, solche Fehler zu vermeiden.
Nächster Schritt: Ich suche mir ein Umfeld, wo Leute sind, die genauso mit mir zusammen an sich arbeiten wollen.

Zitat
Was ist eure Meinung dazu? Wie sehr fühlt ihr euch durch eure Religionszugehörigkeit gebunden bzw. verantwortlich?

In dem von mir oben beschriebenen Sinne.

Abschließend Worte Jeschuas, in denen er bestätigt, dass der Gedanke der Tat übergeordnet vorausgeht:

Matthäus 5

Ihr habt gehört, dass gesagt ist : »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 UND ich  sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

schalom

Aisha

tricky

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #2 am: Di., 05. Mai 2009, 21:11 »
Schalom Aisha!


Zitat
Bis jetzt vermied ich diese sehr direkte Anrede und fasst mich allgemeiner, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Es hängt sehr vom Typ eines Menschen ab, ob er öffentlich alles so sagen möchte.

Also was mich angeht, so ist mir diese persönliche Anrede viel lieber. Einfach weil ich für mich spreche, weil ich meinen Glauben besprechen kann. Ich kann nicht den Glauben von anderen Christen besprechen, denn weder weiß ich wie stark, noch ob überhaupt usw. sie glauben. Deshalb wirkt eine allgemeine Anrede möglicherweise höflicher, sie verkompliziert aber (aus meiner Sicht) die Diskussion.

Zitat Tricky
Zitat
Das würde uns ersparen, dass wir uns gegenseitig die lange, nicht immer glorreiche Geschichte von christlichen oder jüdischen Vorfahren aufbürden. Ich fände das sehr konstruktiv, deshalb hier mein Vorschlag dazu.
Zitat Aisha
Zitat
Hier ist mir ganz wichtig, Folgendes klarzustellen:
NIE und NIMMER wollte ich dir und sonst jemanden negative Ereignisse in der Vergangenheit vorwerfen  :o

Weil ich die anderen Christen (aus welchen Konfessionen auch immer) von mir losgelöst sehe in Bezug auf Glauben und ihre Taten, fühle ich mich von so etwas auch nicht angesprochen. Schlußendlich fühlt man sich ja nur dann angesprochen, wenn man den Gesprächsfaden aufnimmt und antwortet.


Zitat
Wenn ich mich auf solche Ereignisse bezog , dann nur aus einem Grund, der mir jedoch äußerst wichtig erscheint. Wir ALLE unabhängig welcher Religionszugehörigkeit oder Spiritualität sind hier in dieser Welt , um uns zu verbessern, vervollständigen. (wir nennen dies Tikkun). Dies bedeutet aus der Vergangenheit und gegenwärtigen Fehlern zu lernen. Es bedeutet NICHT nach Fehlern der Anderen zu suchen und diese auszugraben (nein, dies verbietet uns die Torah aufs Schärfste). Es ist schwer bei solchen Debatten dies immer einzuhalten. Deshalb , ich sagte es bereits oft, mag ich solche Debatten nicht und ärgere mich über mich selbst (und sonst über niemanden), wenn ich mich immer wieder dazu hinreissen lasse.

Aus der Vergangenheit lernen bedeutet sicher auch, dass man betrachtet, was passiert ist und negative Ereignisse schon im Denkansatz zu unterbinden. Krassestes Beispiel ist hier wohl der Nationalsozialismus. Das wäre dann so ein Detailthema, das wir aufmachen könnten (wenn gewünscht).


Zitat
Nein, persönlich kannst du nicht verantwortlich sein für die Sünden anderer. Allerdings haben wir eine VERANTWORTLICHKEIT, allerdings auf einer anderen Ebene.

Bitte um Spezifikation. Was ist Verantwortung, was ist Verantwortlichkeit?


Zitat
Das siehst du richtig. Die Frage ist doch: Was TUN WIR , du und ich, gegen solche falschen Gedanken.

Mit Gott in Verbindung bleiben. Praktische Anleitung: Wenn man merkt, dass einen ein sündiger Gedanke auflauert und man neigt ihm nachzugeben, dann geht man ins Gebet und nach dem Gebet ist der Kopf wieder freier. Also mir hilft das. Man kann Gott aktiv um Befreiung der Gedanken von selbstsüchtigem und sündigem Herumschweifen.


Zitat
Sünden sind individuell und kein anderer kann etwas dafür.
Trotzdem sagt uns die Torah, sind wir niemals vor der Verantwortung befreit, einer Verantwortung, die sich jedoch auf einer ganz anderen Ebene befindet. Wir hätten hier die Gelegenheit darüber zu schreiben, was die Torah dazu sagt.

Das ist das gleiche wie Verantwortung vs. Verantwortlichkeit, oder?


Zitat
Matthäus 5
Ihr habt gehört, dass gesagt ist : »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 UND ich  sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

Das ist auch ein interessantes Thema, das oft in der Sabbatschule betrachtet wird. Die Sünde geschieht vor der Tat im Kopf. Klar, man macht sich Gedanken darüber oder hängt falschen Gedanken nach. Jedoch sind die Gedanken doch noch nicht so schlimm, oder? Ich meine, ob ich mir wünsche, dass jemand tot ist, oder ich ihn wirklich umbringe, da liegt noch ein haushoher Unterschied...bezogen auf die praktische Wirkung. Vonseiten der Sünde ist es klar, dass ich, sollte ich eine Frau ansehen, sie zu begehren, bereits meine Ehe breche. Hab ich's aber noch nicht getan, dann ist das doch "weniger schlimm" (ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll).

viele Grüße

Tricky

ABA

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #3 am: Mi., 06. Mai 2009, 16:57 »
Schalom zusammen,

darf ich zum "biblischen Thema" etwas ganz wichtiges ergänzen !

Die deutsche übersetzung von ...
Zitat
... wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen ...
... gehört zu den beispielhaft schlechtesten des ganzen sog. NTs !

Richtig muss es in deutsch heißen:
>>> Wer eine verheiratete (Ehe)Frau ansieht, sie zu begehren,
          hat schon die Ehe gebrochen !!! <<<


1.
Das weibliche Geschlecht aus dieser Zeit, unterschied sich untereinander ganz deutlich an der Kleidung !!!

2.
Es war sofort erkennbar ob es sich um ein "feies Mädchen" handelte.
Ob es eine "verheiratete (Ehe)Frau" war. Oder eine Witwe !!!

3.
EHEBRUCH kann man nach der TORA nur bei Mitwirkung einer "ehelichen" Person anklagen !!!
(lassen wir es jetzt mal außer acht, WIE der Ehebund zwischen den Partnern geschlossen wurde)

4.
Wenn jedoch andererseits ...
(antikes BEISPIEL:)
... junge Heranwachsende auf dem Marktplatz zusammenstanden,
ein demensprechendes heiratsfähiges Mädchen vorüberging
und die begehrenden Blicke der Jungs auf sich zog ;

> kann man beileibe NICHT[ von einem Ehebruch reden <

"Junge Männer" die dann quälend in die andere Richtung wegsehen (müssten),
weil sie meinen, keinen EHEBRUCH durch HINSEHEN begehen zu müssen ...
Also das hat die LEHRE JESCHUAS garantiert nicht damit sagen wollen.

5.
JESCHUA sprach, außer dem TABU sich mit einer verheirateten Frau einzulassen,
eher den Trieb bei Männern an: ...

... sich durch begehrende Blicke am weiblichen Geschlecht zu ergötzen,
    (um nicht aufzugeilen zu sagen)
und dann in Gedanken "diese Andere" zu begatten -
mit seiner Ehefrau den Geschlechtsakt vollzieht !!!

DAS meinte RABBI JESCHUA mit den > Blicken die EHE zu brechen <  !!!

(Neuzeitliche Beispiele unter mitwirken der modernen Technologie erspare ich uns jetzt)

Schalom ABA

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #4 am: Do., 07. Mai 2009, 21:10 »
Schalom Aba,

ach, da hat mein Gehirn unbewusst ergänzt auf "Ehefrau", denn anders konnte ich es nie verstehen  :D

Zitat
"Junge Männer" die dann quälend in die andere Richtung wegsehen (müssten),
weil sie meinen, keinen EHEBRUCH durch HINSEHEN begehen zu müssen ...

... sind dann eher ein Fall für den PSYCHIATER !!!

Da schau her, unser Aba ist nicht nur ein Häresiograph sondern ein guter Sexograph  ;D

Mein Verständnis der Aussage Jeschuas geht wieder einmal in eine ganz andere Richtung , aber nach talmudischer Weise , widerlegt sie deine Aussage Aba nicht.
Dies zu erörtern braucht etwas Zeit. (die im Moment nicht vorhanden ist)

schalom

Aisha

tricky

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #5 am: Fr., 08. Mai 2009, 12:53 »
Schalom ABA!

Ein paar Anmerkungen zum Seiten(sprung)thema:



Zitat
1.
Das weibliche Geschlecht aus dieser Zeit, unterschied sich untereinander ganz deutlich an der Kleidung !!!

2.
Es war sofort erkennbar ob es sich um ein "feies Mädchen" handelte.
Ob es eine "verheiratete (Ehe)Frau" war. Oder eine Witwe !!!

Ok, also für damals war es einem beim Hinschauen klar. Diese Frau ist verheiratet, eine andere nicht.

Die Frage ist aber jetzt für heute. Was DARF man in Gedankenspielen mit einer unverheirateten Frau machen und was nicht.


Zitat
3.
EHEBRUCH kann man nach der TORA nur bei Mitwirkung einer "ehelichen" Person anklagen !!!
(lassen wir es jetzt mal außer acht, WIE der Ehebund zwischen den Partnern geschlossen wurde)

Das heißt also, wenn zwei Menschen Sex haben, die beide nicht verheiratet sind, dann ist es laut TORA ok? Nein, dafür gibt es dann sicher andere Richtlinien, oder?


Und jetzt zu deinem Beispiel:

Zitat
4.
Wenn jedoch andererseits ...
(antikes BEISPIEL:)
... junge Heranwachsende auf dem Marktplatz zusammenstanden,
ein demensprechendes heiratsfähiges Mädchen vorüberging
und die begehrenden Blicke der Jungs auf sich zog ;

Ich sehe das ein bisschen "strenger". Ich verstehe Jesu Aussage mit folgender Verstärkung:

Matthäus 5 Ihr habt gehört, dass gesagt ist : »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 UND ich  sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

Aus meinem Verständnis liegt hier die Betonung auf dem Begehren und der Phantasie dahinter, deshalb ist Jesu Aussage ja nicht mit dem "ansehen" zu Ende. Mann sollte generell keine Frau in Gedanken ausziehen und die wildesten Sachen mit ihr treiben. Gerade diese Gedanken sind es ja, die einem später viel Leid und Unglück bringen können. Deshalb wäre es gut, wenn man Sex und die dazugehörigen Dinge in den Rahmen der Ehe stellt. Es ist einfach entwürdigend für eine Frau, wenn sie aufgrund ihrer optischen Erscheinung auf ein reines Stück Fleisch reduziert wird und damit in Gedankenspielen für sexuelle Ausschweifung herhält. Und für den Mann ist es nicht vorteilhaft, wenn er in seiner unverheirateten Zeit pornographischen (nichts anderes passiert hier bei der männlichen Phantasie) Gedanken nachhängt.


Zitat
"Junge Männer" die dann quälend in die andere Richtung wegsehen (müssten),
weil sie meinen, keinen EHEBRUCH durch HINSEHEN begehen zu müssen ...
...
Also das hat die LEHRE JESCHUAS garantiert nicht damit sagen wollen.

Das denke ich auch nicht. Optische Eindrücke können ein Anfang sein. Man kann sich ja kennenlernen und dann weitersehen...hier empfinde ich diese Kopftuchsache bei den Moslems als schwer kontraproduktiv.


Zitat
JESCHUA sprach, außer dem TABU sich mit einer verheirateten Frau einzulassen,
eher den Trieb bei Männern an: ...

... sich durch begehrende Blicke am weiblichen Geschlecht zu ergötzen,
    (um nicht aufzugeilen zu sagen)
und dann in Gedanken "diese Andere" zu begatten -
mit seiner Ehefrau den Geschlechtsakt vollzieht !!!

DAS meinte RABBI JESCHUA mit den > Blicken die EHE zu brechen <  !!!

Ganz genau, lieber ABA, da bin ich mit dir auf exakt einer Linie. Ich habe deinen Punkt 5 jetzt nochmal gelesen und richtig verstanden. Ich nehme an, dass meine gesamte Antwort hier genau auf diesen Punkt trifft.


Zitat
(Neuzeitliche Beispiele unter mitwirken der modernen Technologie erspare ich uns jetzt)

Wäre trotzdem interessant das mal durchzusprechen. In dem Sinne "Wie sieht man diese Problematik aus jüdischem Blickwinkel?". Wäre aber wohl ein eigenes Thema.


shabbat shalom

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #6 am: Fr., 08. Mai 2009, 13:07 »
Schalom Tricky,

Zitat
Bitte um Spezifikation. Was ist Verantwortung, was ist Verantwortlichkeit?

Das Wort ist dasselbe auf deutsch, oder?

Zu spezifizieren ist die Richtung:

Nicht verantwortlich für die Sünden anderer!

Sehr wohl verantwortlich für die Mitmenschen. Wenn man eine Beziehung zu G'tt hat und je mehr man von IHM anvertraut bekommen hat, desto mehr hat man die Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber. In den biblischen Worten ausgedrückt: Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen.

   
Zitat
Aisha schrieb: Das siehst du richtig. Die Frage ist doch: Was TUN WIR , du und ich, gegen solche falschen Gedanken.


Zitat
Tricky antwortet: Mit Gott in Verbindung bleiben. Praktische Anleitung: Wenn man merkt, dass einen ein sündiger Gedanke auflauert und man neigt ihm nachzugeben, dann geht man ins Gebet und nach dem Gebet ist der Kopf wieder freier. Also mir hilft das. Man kann Gott aktiv um Befreiung der Gedanken von selbstsüchtigem und sündigem Herumschweifen.

Das sehe ich und tue ich genauso. Über die Gedanken wachen und durch die Verbindung mit G'tt (dem Licht) die Dunkelheit (schlechte Gedanken) erleuchten.
Dies hat nichts mit Verdrängen zu tun , das tut selten gut, sondern mit Transformation  :)




Zitat
Zitat

    Matthäus 5
    Ihr habt gehört, dass gesagt ist : »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 UND ich  sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.


Zitat
Tricky: Das ist auch ein interessantes Thema, das oft in der Sabbatschule betrachtet wird. Die Sünde geschieht vor der Tat im Kopf. Klar, man macht sich Gedanken darüber oder hängt falschen Gedanken nach. Jedoch sind die Gedanken doch noch nicht so schlimm, oder? Ich meine, ob ich mir wünsche, dass jemand tot ist, oder ich ihn wirklich umbringe, da liegt noch ein haushoher Unterschied...bezogen auf die praktische Wirkung. Vonseiten der Sünde ist es klar, dass ich, sollte ich eine Frau ansehen, sie zu begehren, bereits meine Ehe breche. Hab ich's aber noch nicht getan, dann ist das doch "weniger schlimm" (ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll).

In der Bibel geschehen die Gedanken interessanterweise im HERZEN (lev) und nicht im Kopf. Genau das Herz erwähnt Jesus in seiner Lehre.
Ich habe seine Lehre hier nicht so aufgefasst, dass er bewerten wollte, was ist denn schlimmer der Gedanke oder die Tat? Oder sind sie gleichwertig? Der Gedanke gleich schlimm wie die Tat?

Nein, ich sehe das so, dass er hier ein Grundprinzip anspricht, das uns in der Bibel oft begegnet (das aber nicht so auffällt). Der Salomon spricht besonders oft davon: Ursache - Wirkung.

In der Reihenfolge so: Gedanke (Geist) - Wort (Information) - Tat

Nach diesem Prinzip wurde alles erschaffen: Schöpfungsgedanke - Wort - Werk

Deshalb wollte Jesus uns darauf aufmerksam machen, so meine Meinung: Wenn der Gedanke (Geist) die Ursache aller Dinge ist, dann wache über deine Gedanken. Denn gute Gedanken - gute Auswirkung, schlechte Gedanken - böse Auswirkung.

er erwähnt das Prinzip , ist mir aufgefallen, öfters in seinen Lehren.
Sollte Interesse bestehen können wir das, was ich da so behaupte, anhand der Bibelverse im Tanach und NT nachvollziehen in einem eigenen Thema. Allerdings, was das NT betrifft , bräuchte ich Unterstützung von einem Christen/Christin, weil ich die Bibelstellen dort meistens nicht finden kann.

Darüber hinaus um bei dem "Ehebruch" zu bleiben, spricht er im Sinne (Meine Worte sind Geist - Johannesevangelium) darüberhinaus noch von ganz andere Dingen (geistigen Dingen), die mit den physischen Dingen (Ehe ) gar nichts zu tun haben.
Dies würde allerdings unsere Bedürfnisse hier übersteigen  ;)

schabbat schalom

Aisha




tricky

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #7 am: Di., 12. Mai 2009, 11:33 »
Schalom Aisha!

Zitat
Zitat Tricky
Bitte um Spezifikation. Was ist Verantwortung, was ist Verantwortlichkeit?



Das Wort ist dasselbe auf deutsch, oder?

Zu spezifizieren ist die Richtung:

Nicht verantwortlich für die Sünden anderer!

Sehr wohl verantwortlich für die Mitmenschen. Wenn man eine Beziehung zu G'tt hat und je mehr man von IHM anvertraut bekommen hat, desto mehr hat man die Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber. In den biblischen Worten ausgedrückt: Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen.


Ich frage meistens vorher nach, wenn ich etwas nicht verstehe, damit ich weiß wie jemand anderer seine Worte gemeint wissen will (tolle Wortkonstruktion, oder?). Das ist besser als wenn ich mein eigenes Verständnis von bestimmten Worten heranziehe.

Verantwortung und Verantwortlichkeit ist in meinem Verständnis nicht das gleiche. Die beiden Worte sind schon sehr stark miteinander verwandt, aber nicht gleich. Hier mein Verständnis:

Verantwortung = Pflicht oder Bereitschaft für eine persönliche Tat die Folgen zu tragen.

Verantwortlichkeit = weiter gegriffen, aber weniger zwingend/deutlich. Verantwortlichkeit habe ich auch für einen Bereich, eine Zone, die meinen Wirkungskreis beschreibt.

praktisches Beispiel für Verantwortung: In der Arbeit borge ich mir einen Taschenrechner von meinem Kollegen aus, der fällt mir unabsichtlich herunter und ich nehme die Verantwortung wahr und ersetze den Taschenrechner gegen einen neuen. Direkte Verantwortung.

praktisches Beispiel für Verantwortlichkeit: In der Arbeit, bei einem Treffen der Kollegen in der Küche stehe ich, neben 7 Kollegen auch dabei. Ein Kollege hebt an und erzählt einen frauenfeindlichen oder rassistischen Witz, der meiner Geisteshaltung widerspricht. Meine Verantwortlichkeit drängt mich dazu offen dagegen aufzutreten und auch im Sinne meiner Kollegen ein klärendes Wort zu finden. Stilles Schweigen oder Mitlachen würde meine Verantwortlichkeit verletzen.
Anderes Beispiel für Verantwortlichkeit ist das Thema Restitution. Obwohl die heutige Generation selbst nichts dafürkann, gebietet es die Verantwortlichkeit, dass von Vorfahren gestohlenes Gut zurückgegeben wird an die ursprünglichen Besitzer oder deren Erben.


Zitat
In der Bibel geschehen die Gedanken interessanterweise im HERZEN (lev) und nicht im Kopf. Genau das Herz erwähnt Jesus in seiner Lehre.

Das habe ich auch schon gehört. Da haben wir Westler ein Problem, weil wir meinen, dass das Herz der Sitz der Gefühle ist, oder? Im biblischen Verständnis ist das Herz da wo der Verstand sitzt, oder? Wo findet man das in der Bibel?

Heute ist uns jedoch klar, dass beides, Gefühle und Verstand im Kopf bzw. Rückenmark (Nerven) sitzen. Viele Gefühle (psychisches Spüren) spürt man auch im Magen...zumindest geht's mir so.


Zitat
Nein, ich sehe das so, dass er hier ein Grundprinzip anspricht, das uns in der Bibel oft begegnet (das aber nicht so auffällt). Der Salomon spricht besonders oft davon: Ursache - Wirkung.

In der Reihenfolge so: Gedanke (Geist) - Wort (Information) - Tat

Nach diesem Prinzip wurde alles erschaffen: Schöpfungsgedanke - Wort - Werk

Deshalb wollte Jesus uns darauf aufmerksam machen, so meine Meinung: Wenn der Gedanke (Geist) die Ursache aller Dinge ist, dann wache über deine Gedanken. Denn gute Gedanken - gute Auswirkung, schlechte Gedanken - böse Auswirkung.

Das sind gute Gedanken zu dem Thema. Ich frage mich manchmal nur, warum mir Sünden passieren, über die ich vorher überhaupt nicht nachgedacht habe. Also einfach aus einer schnellen Situation heraus, ganz unbewußt und unabsichtlich. Da war vorher weder Wort noch Geist ... leider.


Zitat
Dies würde allerdings unsere Bedürfnisse hier übersteigen

oh, oh, oh, das ist ja keck. Du willst uns nicht überfordern oder wie? Nein, nein, ich durchschaue sowas. Du hättest es nicht aufgeschrieben, wenn du nicht willst, dass jemand nachfragt. Und ich tue dir diese Gefallen hiermit. Breite das uns übersteigende auf....ganz freiwillig natürlich.  ;D

viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #8 am: Di., 12. Mai 2009, 12:02 »
Schalom Tricky,

Zitat
oh, oh, oh, das ist ja keck. Du willst uns nicht überfordern oder wie? Nein, nein, ich durchschaue sowas. Du hättest es nicht aufgeschrieben, wenn du nicht willst, dass jemand nachfragt. Und ich tue dir diese Gefallen hiermit. Breite das uns übersteigende auf....ganz freiwillig natürlich.

 ;D :D

Siehst du, gutes praktisches Beispiel : Mir war es nicht bewusst, dass ich dies geschrieben habe, damit jemand nachfragt. Dazu bin ich als Typ zu spontan und zu wenig überlegt strategisch.
Jetzt wo du dies aber sagst, erkenne ich in mir selbst, dass mich deine Nachfrage freut ! Also schrieb ich es doch, damit... ???

Auf diese Weise lernt man sich selbst besser kennen.
Es ist nämlich richtig, dass ich seit meiner Tätigkeit hier im Forum ständig frustriert bin, weil ich den Eindruck gewonnen hatte, dass gerade diese tieferen, übersteigenden Dinge in der Schrift keinen interessiert und ich diese Erörterungen meinerseits deshalb als  überflüssig empfinde. In dem Sinne: Biete nicht etwas an, was eh keiner will.

Danke der Nachfrage, mache ich gerne. Ein paar Dinge muss ich noch zu Ende bringen in meinen Beiträgen und dann gerne.

schalom

Aisha

tricky

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #9 am: Di., 12. Mai 2009, 16:12 »
Schalom Aisha!

Nur damit du dich in guter Gesellschaft fühlst:

Zitat
Jetzt wo du dies aber sagst, erkenne ich in mir selbst, dass mich deine Nachfrage freut ! Also schrieb ich es doch, damit... ???

Oft schreibt man (mir geht es so) unterbewußt etwas in einen Forenbeitrag, weil man gefühlsmäßig darüber schreiben will, aber sich verstandesmäßig nicht recht traut es auszusprechen (bzw. auszuschreiben).

Diesem gefühlsmäßigen Bedürfnis wollte ich einen Nährboden schaffen aufdem die Diskussion jetzt keimen kann.

Es macht eine Riesenfreude mit dir zu schreiben! Ich genieße das total.

viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #10 am: Mi., 13. Mai 2009, 12:50 »
Schalom Tricky,

Zitat
Ich frage meistens vorher nach, wenn ich etwas nicht verstehe, damit ich weiß wie jemand anderer seine Worte gemeint wissen will (tolle Wortkonstruktion, oder?). Das ist besser als wenn ich mein eigenes Verständnis von bestimmten Worten heranziehe.

das ist eine sehr kluge Herangehensweise. Aus meiner Erfahrung entstehen durch das unterschiedliche Verständnis von Worten die größten Missverständnisse. Besonders zwischen christlichen und jüdischem Verständnis sind die Unterschiede sehr groß. Leider findet dies in der Praxis kaum Beachtung, weil es nicht einmal bemerkt wird.

Zitat
Verantwortung und Verantwortlichkeit ist in meinem Verständnis nicht das gleiche. Die beiden Worte sind schon sehr stark miteinander verwandt, aber nicht gleich. Hier mein Verständnis:

Für mich gibt es im Grunde keinen Unterschied und gebe es nicht einen gewissen Tricky  ;) , wäre mir nicht einmal aufgefallen, dass ich doch selbst zwei verschiedene Worte benutzte.

Zitat
Verantwortung = Pflicht oder Bereitschaft für eine persönliche Tat die Folgen zu tragen.

Verantwortlichkeit = weiter gegriffen, aber weniger zwingend/deutlich. Verantwortlichkeit habe ich auch für einen Bereich, eine Zone, die meinen Wirkungskreis beschreibt.

praktisches Beispiel für Verantwortung: In der Arbeit borge ich mir einen Taschenrechner von meinem Kollegen aus, der fällt mir unabsichtlich herunter und ich nehme die Verantwortung wahr und ersetze den Taschenrechner gegen einen neuen. Direkte Verantwortung.

praktisches Beispiel für Verantwortlichkeit: In der Arbeit, bei einem Treffen der Kollegen in der Küche stehe ich, neben 7 Kollegen auch dabei. Ein Kollege hebt an und erzählt einen frauenfeindlichen oder rassistischen Witz, der meiner Geisteshaltung widerspricht. Meine Verantwortlichkeit drängt mich dazu offen dagegen aufzutreten und auch im Sinne meiner Kollegen ein klärendes Wort zu finden. Stilles Schweigen oder Mitlachen würde meine Verantwortlichkeit verletzen.
Anderes Beispiel für Verantwortlichkeit ist das Thema Restitution. Obwohl die heutige Generation selbst nichts dafürkann, gebietet es die Verantwortlichkeit, dass von Vorfahren gestohlenes Gut zurückgegeben wird an die ursprünglichen Besitzer oder deren Erben.

Sehr interessant! VerantwortlichKEIT im Sinne von MITverantwortung, was um einen Herum passiert. Sehr gut finde ich deinen Gedanken, dass Schweigen einer Zustimmung gleichkommt. Das sehe ich genauso!
Dazu eine Frage: Wie siehst du das in Bezug auf das Internet? Gelten hier dieselben Regeln. Wenn zum Beispiel in einem Forum, wo man selbst mitschreibt, pauschalierte fremdenfeindliche, rassistische, antisemtische etc.  Aussagen gemacht werden, sollte man hier aktiv werden oder ist es hier weniger heikel, weil man anonymer ist?


Zitat
Zitat Aisha

    In der Bibel geschehen die Gedanken interessanterweise im HERZEN (lev) und nicht im Kopf. Genau das Herz erwähnt Jesus in seiner Lehre.

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Das habe ich auch schon gehört. Da haben wir Westler ein Problem, weil wir meinen, dass das Herz der Sitz der Gefühle ist, oder? Im biblischen Verständnis ist das Herz da wo der Verstand sitzt, oder? Wo findet man das in der Bibel?

In der Bibel ist das Herz der verbale Teil des Verstandes (Binah), während das reine Bewusstsein im Kopf ist. Deshalb finden wir überraschenderweise das Wort Herz fast immer in Zusammenhang mit der "Sprache" oder dem "Wort".  Die Bibel differenziert nicht zwischen Verstand und Gefühl , sondern beschreibt die direkten Zusammenhänge sehr gut . Die Bibelstellen werde ich in einem eigenen Herz-Thread reinstellen.

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Heute ist uns jedoch klar, dass beides, Gefühle und Verstand im Kopf bzw. Rückenmark (Nerven) sitzen. Viele Gefühle (psychisches Spüren) spürt man auch im Magen...zumindest geht's mir so.

Die moderne Wissenschaft beginnt gerade zu entdecken, was die Torah seit Jahrtausenden lehrt  :D

Heute wissen wir, weshalb man Gedanken im Magen spürt:

Das Somatische Nervensystem mit Zentrum im Gehirn , leitet Reize aus der Außenwelt weiter.

Das Vegetative Nervensystem , das Unbewusste, Zentrum hinter dem Magen (Solarplexus) in einer Ansammlung von Ganglienzellen (wie im Gehirn!). Unbewusste Steuerung der Vitalfunktionen.

Verbindung zwischen beiden ist der Vagusnerv, geht vom Gehirn abwärts, Zweige gehen auch zum Herzen, durchbricht das Zwechfell, verliert seine äußere Hülle und geht in Nerven des Sympathikus über. So verbindet er das Bewusste und das Unbewusste. Gedanken manifestieren sich körperlich und gehen in Fleisch und Blut über. Heute nennt man das Psychosomatik.

Die Torah lehrt, dass Gedanken sich immer manifestieren, wenn nicht in Taten, dann im eigenen Körper!

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Oft schreibt man (mir geht es so) unterbewußt etwas in einen Forenbeitrag, weil man gefühlsmäßig darüber schreiben will, aber sich verstandesmäßig nicht recht traut es auszusprechen (bzw. auszuschreiben).

Diesem gefühlsmäßigen Bedürfnis wollte ich einen Nährboden schaffen aufdem die Diskussion jetzt keimen kann.

Es macht eine Riesenfreude mit dir zu schreiben! Ich genieße das total.

Die Freude ist auf meiner Seite  :) :) :)

Du hast recht, oft sind wir sehr unbewusst. Gestern hatte ich ein interessantes Gespräch, wo mir jemand erklärt, dass im Laufe der Zeit durch das Studium der Torah und Beziehung mit G'tt diese unbewussten Teile weniger werden und wir immer bewusster werden. Na, da hab ich noch Hoffnung bei mir  ::)

Unser Gespräch hier erinnert mich auch an etwas, was ich kürzlich gelesen habe in einem Beitrag über Gehirnforschung: Der Mensch kann sein eigenes ICH , seine Individualität überhaupt erst durch den Austausch mit anderen Menschen fühlen und erkennen. Würde man einen Menschen isolieren, könnte er sich als Individuum gar nicht fühlen. In diesem Sinne ist es normal, dass wir so unbewusste Dinge tun, die erst durch die Interaktion mit dem Mitmenschen für uns selbst erkennbar werden.  :)

schalom

Aisha

Zusatz:

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tricky: Das sind gute Gedanken zu dem Thema. Ich frage mich manchmal nur, warum mir Sünden passieren, über die ich vorher überhaupt nicht nachgedacht habe. Also einfach aus einer schnellen Situation heraus, ganz unbewußt und unabsichtlich. Da war vorher weder Wort noch Geist ... leider.

Geist/Gedanke war mit Sicherheit da, allerdings unbewusst.
Das Problem ist, dass unser Unterbewusstes keine Logik kennt und deshalb offen für Allerlei ist.




Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #11 am: Fr., 15. Mai 2009, 12:53 »
Schalom,


Für alle , die dieses oben Geschriebene interessiert

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Aisha In der Bibel geschehen die Gedanken interessanterweise im HERZEN (lev) und nicht im Kopf. Genau das Herz erwähnt Jesus in seiner Lehre.
Ich habe seine Lehre hier nicht so aufgefasst, dass er bewerten wollte, was ist denn schlimmer der Gedanke oder die Tat? Oder sind sie gleichwertig? Der Gedanke gleich schlimm wie die Tat?

Nein, ich sehe das so, dass er hier ein Grundprinzip anspricht, das uns in der Bibel oft begegnet (das aber nicht so auffällt). Der Salomon spricht besonders oft davon: Ursache - Wirkung.

In der Reihenfolge so: Gedanke (Geist) - Wort (Information) - Tat

Nach diesem Prinzip wurde alles erschaffen: Schöpfungsgedanke - Wort - Werk



zum Herzen geht es hier weiter

schabbat schalom

Aisha

tricky

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #12 am: Di., 19. Mai 2009, 10:41 »
Schalom Aisha!


Für mich gibt es im Grunde keinen Unterschied und gebe es nicht einen gewissen Tricky  ;) , wäre mir nicht einmal aufgefallen, dass ich doch selbst zwei verschiedene Worte benutzte.


Bei www.wissen.de gibt es folgende Erklärung:  Ver|ant|wort|lich|keit  [f. -; nur Sg.]  1  das Verantwortlichsein  2  Bereich, für den jmd. die Verantwortung trägt; das fällt in seine V. 

Es trifft die MITVerantwortung recht gut.


Zitat
Sehr interessant! VerantwortlichKEIT im Sinne von MITverantwortung, was um einen Herum passiert. Sehr gut finde ich deinen Gedanken, dass Schweigen einer Zustimmung gleichkommt. Das sehe ich genauso!
Dazu eine Frage: Wie siehst du das in Bezug auf das Internet? Gelten hier dieselben Regeln. Wenn zum Beispiel in einem Forum, wo man selbst mitschreibt, pauschalierte fremdenfeindliche, rassistische, antisemtische etc.  Aussagen gemacht werden, sollte man hier aktiv werden oder ist es hier weniger heikel, weil man anonymer ist?

Das ist ein schwieriges Thema. Inwieweit bin ich dafür verantwortlich, dass in einem Forum, in dem ich auch mitschreibe, andere eine total andere Meinung haben als ich. Es ist ja oft schon schwer, wenn man etwas als "gar nicht schlimm" selbst empfindet, jemand anderer aber (aufgrund seiner Vergangenheit) etwas als sehr beleidigend sieht. Deshalb ist eine Verantwortlichkeit hier viel schwerer festzustellen und wahrzunehmen. Gerade dann auch, wenn man in einem Forum mitschreibt, wo Andersdenkende sind.
Wenn es jedoch offen ist, wenn also klar ist, dass hier rassistisch oder antisemitisch gesprochen und postuliert wird, dann hat man schon die Verantwortlichkeit sich davon klar zu distanzieren bzw. sogar dieses Forum zu verlassen. Also das ist meine Meinung.
Jemand, der im gleichen Forum schreibt wie ich ist auch schwer für mich fassbar. Ich weiß ja quasi gar nichts über den, weil alles, was er schreibt, könnte auch erfunden sein. Es gibt generell im Internet so viele Eventualitäten. Es könnte ja sein, dass ich in einem Bereich eines Forums schreibe und in einem anderen Bereich, den ich nie lese oder mich beteilige, passiert etwas, das eben rassistisch oder antisemitisch ist und ich weiß nichts davon. Dann kann ich mich auch nicht distanzieren und die Verantwortlichkeit endet klarerweise.
Die Haupt- und Erstverantwortung ist also im Internet eher gegeben als die passivere Mitverantwortlichkeit.


I
Zitat
n der Bibel ist das Herz der verbale Teil des Verstandes (Binah), während das reine Bewusstsein im Kopf ist. Deshalb finden wir überraschenderweise das Wort Herz fast immer in Zusammenhang mit der "Sprache" oder dem "Wort".  Die Bibel differenziert nicht zwischen Verstand und Gefühl , sondern beschreibt die direkten Zusammenhänge sehr gut . Die Bibelstellen werde ich in einem eigenen Herz-Thread reinstellen.

Hast du jetzt eh schon gemacht. Muss mir das aber erst durchlesen. Gut, wenn wir Themen ein bisschen versuchen auseinander zu halten. Das erleichtert es enorm alles themenmäßig zu besprechen.


Zitat
Heute wissen wir, weshalb man Gedanken im Magen spürt:

Das Somatische Nervensystem mit Zentrum im Gehirn , leitet Reize aus der Außenwelt weiter.

Das Vegetative Nervensystem , das Unbewusste, Zentrum hinter dem Magen (Solarplexus) in einer Ansammlung von Ganglienzellen (wie im Gehirn!). Unbewusste Steuerung der Vitalfunktionen.

Verbindung zwischen beiden ist der Vagusnerv, geht vom Gehirn abwärts, Zweige gehen auch zum Herzen, durchbricht das Zwechfell, verliert seine äußere Hülle und geht in Nerven des Sympathikus über. So verbindet er das Bewusste und das Unbewusste. Gedanken manifestieren sich körperlich und gehen in Fleisch und Blut über. Heute nennt man das Psychosomatik.

Die Torah lehrt, dass Gedanken sich immer manifestieren, wenn nicht in Taten, dann im eigenen Körper!

Danke für diese Infos. Das mit dem Solarplexus war mir komplett neu.


Zitat
Geist/Gedanke war mit Sicherheit da, allerdings unbewusst.
Das Problem ist, dass unser Unterbewusstes keine Logik kennt und deshalb offen für Allerlei ist.

Unbewußte Gedanken sind aber viel schwerer zu steuern als bewußte, oder? Kann man sein Unterbewußtsein trainieren? Ich denke, dass das schon geht, oder?

viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Solidarität, Zugehörigkeitsgefühl, Bindungen
« Antwort #13 am: Fr., 22. Mai 2009, 11:16 »
Hallo Tricky,

wir sind hier im Großen und Ganzen derselben Meinung  :)

Zitat
Tricky: Jemand, der im gleichen Forum schreibt wie ich ist auch schwer für mich fassbar.

Das ist eigentlich schade, weil es nicht so bleiben müsste.

Aus meiner Erfahrung haben Leute, die sich im Internet bewegen große Schwierigkeiten von Angesicht zu Angesicht Beziehungen zu pflegen. Sie wählen deshalb diese Plattform, weil sie auf Distanz bleiben wollen.
Gerade im religiösen Bereich ist das irgendwie verständlich, weil das Misstrauen sehr groß ist und alles, was nicht zur eigenen Gruppe gehört , möchte man lieber gar nicht kennenlernen  ::)

Aber das ist wieder ein anderes Thema. Um hetzerische Aussagen zu verurteilen, muss man den Täter nicht kennen.

Zitat
Unbewußte Gedanken sind aber viel schwerer zu steuern als bewußte, oder? Kann man sein Unterbewußtsein trainieren? Ich denke, dass das schon geht, oder?

Ja natürlich!
Dieses Training ist schwieriger als jedes körperliche. Doch alles ist erlernbar.

schabbat schalom

Aisha

 

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